Das Hexenmahnmal Steilneset in Vardø hoch oben am Polarkreis

30. April 2017 Aus Von Sabiene
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Das Hexenmahnmal von Vardø

Vardø ist ein kleiner Fischerort am östlichsten Zipfel von Norwegen, nördlich des Polarkreis.
2015 haben wir auf unserer Hurtigruten-Reise diesen Ansiedlung besucht und was wir da zu sehen bekommen haben, hat uns zutiefst beeindruckt.
Denn das wir hier im hohen Norden auf Zeugnisse von spät-spät-mittelalterlicher Hexenverfolgung stoßen werden, haben wir nicht erwartet.

Hexenverfolgung in Skandinavien am Beispiel von Vardø

Denkt man an Hexenverfolgung, gehört Skandinavien wahrscheinlich zu der letzten Ländergruppe, die einem dazu einfällt.
Tatsächlich aber fand sie auch dort statt, allerdings etwas später, als in Mitteleuropa.
Zu einer Zeit, als hier das Foltern und Verbrennen von unpraktischen Zeitgenossen bereits ein wenig aus der Mode gekommen war, fing man dort mit dem ganzen Spaß erst an. Und gerade in diesem Vardø fand von 1662-1663 fand die Hexenhysterie einen traurigen Höhepunkt.
Damals lebten etwa 300 Menschen in dieser gottverlassenen Einöde. Davon wurden 91 Männer und Frauen der Hexerei beschuldigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Darunter waren 77 Frauen und 14 Männer.

Die Anschuldigungen waren so abstruß, wie man es sich im Allgemeinen vorstellt. Zum Beispiel wurde die Lisebet Nilsdatter bezichtigt, sich in Ziegen und Katzen zu verwandeln und dem Satan versprochen zu haben, ihm mit ihrem Leib zu dienen. Zum Beweis für ihre Untaten wurde sie der Wasserprobe unterzogen. Aber da sie in dem arktischen Meer nicht gleich unterging, war für das Inquisitionsgericht der Fall klar: Die Lisebet ist eine Hexe!

Was tatsächlich zu solchen Anschuldigungen geführt haben mag, ist klar: Missgunst, Neid, uralte Familienfeden und eine tiefverwurzelte Grausamkeit.

Steilneset: Das Hexenmahnmal von Vardø

2011 wurde nach den Plänen des Schweizer Architekten Peter Zumthor und mit Hilfe der in Tromsø lehrenden Historikerin Liv Helene Willumsen das Hexenmahnmal von Vardø errichtet. Die Gedenkhalle sieht von weitem ein bisschen aus, wie ein Walfisch oder ein umgestürztes Kajak und soll an die ortsüblichen Fischtrockengestelle erinnern.

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Die Gedenkhalle des Hexenmahnmals Steilneset

Man kann diese Konstruktion betreten. Drinnen ist es mehr als dunkel, die einzige Lichtquelle kommt aus den 91 kleinen Fensterchen und den dazugehörigen Lämpchen. Unter jedem Fenster ist eine Gedenktafel mit Namen angebracht. Die angeblichen Vergehen der hier verewigten Delinquenten kann man an in einem kleinen Heftchen nachlesen.

Zu dem Hexenmahnmal gehört auch noch ein Pavillon, der eigentlich im ersten Moment wie ein Fremdkörper wirkt. Und da hat es mich wirklich geschaudert.
In der Gedenkhalle stumpft man ungefähr ab dem 23. Opfer ein wenig ab und will gar nicht mehr wissen, was ausgerechnet Siri Knudsdatter und Baarne Gustavson Böses angestellt haben.
So viel Leid auf einen Haufen lässt sich auch nur schwer ertragen.

Im Pavillon hingegen erwartet einen eine fast schon verstörende Inszenierung. Dort steht als Symbol für einen Scheiterhaufen ein Stuhl inmitten von züngelnden Flammen. Diese reflektieren sich in mehreren hoch aufgehängten Spiegeln. Dadurch hat man in der kalten Polarluft das Gefühl, mitten im Feuer zu stehen.

(Ein Klick und die Bilder werden groß)

Der Eintritt im Hexenmahnmal von Vardø ist übrigens kostenlos. Wenn ihr also mal ZUFÄLLIG in der Gegend sein solltet, kann ich euch einen Besuch fast schon wärmstens empfehlen.

Das Hexenmahnmal von Vardö in Norwegen - mein Tipp, falls ihr mal in der Nähe vom Polarkreis seid!

Alle Fotos: Das Hexenmahnmal Steilneset in Vardø hoch oben am Polarkreis ©sabienes.de
Text: Das Hexenmahnmal Steilneset in Vardø hoch oben am Polarkreis ©sabienes.de
Zusammenfassung:
Das Hexenmahnmal Steilneset in Vardø hoch oben am Polarkreis
Titel
Das Hexenmahnmal Steilneset in Vardø hoch oben am Polarkreis
Beschreibung
Das Hexenmahnmal Steilneset in Vardø ist eine beeindruckendes Denkmal für die Opfer der Hexenverbrennung am Polarkreis in Norwegen
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