Schoßgebete – Die Fortsetzung der Feuchtgebiete von Charlotte Roche
Elizabeth Kiehl, eine dreiunddreißigjährige Fotografin und ihr Mann, der gutsituierte Galerist Georg führen eine glückliche Ehe. Allerdings hat Elizabeth hysterische und kontrollsüchtige Züge, was sich auch in der Erziehung ihrer Tochter Liza niederschlägt.
Nur beim Sex kann sie abschalten und loslassen und den hat sie gerne und oft. Praktisch für den guten Georg. Denn er geht gerne ins Bordell und liebt es, wenn seine Frau ihn begleitet.
Zwischen all ihrer Überspanntheit muss aber Elizabeth noch den tragischen Unfalltod ihrer Brüder verarbeiten.
Und damit hat sie eigentlich genug zu tun.
Inhalt:
Charlotte Roche
Charlotte Roche wurde 1978 als Tochter einer Britin und eines Deutschen in Großbritannien geboren. Bekannt wurde sie als Moderatorin einer Musiksendung bei VIVA Zwei. Andere von ihr moderierten Sendungen neigten dummerweise dazu, bald wieder vom Sender abgesetzt zu werden.
Mit ihrem 2008 erschienen Erstlingsroman Feuchtgebiete erschaffte sie sich einen eigenen Skandal.
Frau Roche lebt mit ihrer Familie in Köln.
Schoßgebete – Meine Meinung
Genau genommen dreht sich dieses zweite Werk der ehemaligen VIVA-Moderatorin um genau zwei Themen:
- Der mehr als tragisch zu nennende Unfall, bei dem ihre drei Brüder ums Leben gekommen sind. Sie schildert, was dieses Geschehen mit ihr und ihrer Familie gemacht hat und die unrühmliche Rolle, die dabei die Boulevardpresse gespielt halt, allen voran die BILD-Zeitung.
- Explizite Schilderungen ihres Ehelebens und im besonderen pikanter Szenen aus dem Schlafzimmerbereich.
Hätte sich Frau Roche auf das erste Thema konzentriert, hätte daraus ein richtig gutes Buch werden können. Denn die Machenschaften der Regenbogenpresse ist perverser, als es Bücher wie Feuchtgebiete und Schoßgebete jemals sein können. Sie hat total Recht mit ihrer Kritik über einen derartigen Journalismus. Man hat ihr nach diesem Unfall wirklich ganz übel mitgespielt.
Da sie sich aber leider in genausten Beschreibungen verliert, wie und warum sie mit ihrem Mann Sex hat, warum sie ihm trotz aller Liebe fremdgehen möchte und welche Rolle das nette Bordell in der Nachbarschaft dabei spielt, müssen wir uns auch hier wieder mit einem leichtem Porno-Aroma herumschlagen.
Eine Tatsache, die sie leider doch wieder in die Nähe der von ihr zu Recht gehassten BILD-Zeitung bringt. Schade, dass sie die Chance verspielt hat, einmal ein Buch mit einem Anspruch zu schreiben.
Allerdings ist Schoßgebete nicht ganz so eklig weil analfixiert, wie ihr Erstlingsroman. Zumindest hört man wenig von Hämorrhoiden, dafür erfährt man einiges über Darmparasiten.
Aber vielleicht liegt das auch nur an der gekürzten Hörbuchfassung, die von Charlotte Roche selber mit einer Stimme liest, die ganz ohne Betonung und Timbre auszukommen scheint.
Auch wenn ich manchmal lachen musste, ihr nachfühlen kann und mich oft selber in ihrer Selbstdarstellung wiederfinden konnte, ist das allerhöchstens Strandliteratur, aber nicht mehr.
Mein abschließendes Urteil lautet: Man kann dieses Buch lesen, aber man muss dies nicht tun.
Der Film zum Buch
Ebenso wie Feuchtgebiete wurde auch Schoßgebete verfilmt. Im Gegensatz zum erstgenannten habe ich mir diesen Film kürzlich im Fernsehen angesehen. Lavinia Wilson als Elizabeth war mir direkt ein bisschen sympathisch, bzw. fand ich sie wesentlich angenehmer, als die Autorin. Jürgen Vogel als ihr Ehemann Georg war wirklich göttlich und wie geschaffen für diese Rolle.
Wem könnte dieses Buch gefallen?
- Voyeuristen, die sich gerne der Illusion hingeben möchten, dass es sich bei diesem Buch um eine hundertprozentige Autobiografie handelt.
- Leser, die der Charlotte nach ihrem ersten Buch noch gerne eine zweite Chance geben möchten
- Fans von Charlotte Roche aus alten VIVA-Zeiten
Für wen ist dieses Buch gar nicht geeignet?
- Menschen, die eher konservative Partnerkonzepte anstreben
- Leser, die den Wahrheitsgehalt von BILD noch über dem von Wikipedia stellen und dadurch keine Kritik an ihrem Lieblings-Medium vertragen.
- Menschen, die nicht alles wissen müssen.
Bibliografisches
- Titel: Schoßgebete
- Autor: Charlotte Roche
- Taschenbuch: 288 Seiten
- Verlag: Piper Taschenbuch; Auflage: Ungekürzte Taschenbuchausgabe, (12. Februar 2013)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3492301525
- Preis Stand August 2017: 9,99 € (Taschenbuch), 8,99 € (Kindle), 10,95 € (Audio-CD, gelesen von Charlotte Roche persönlich)
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(Alle Angaben ohne Gewähr)
Ich habe nur das erste Buch (allerdings sehr ungenau) gelesen. Ich finde es gut, wenn unbequeme oder peinliche Themen auch mal angesprochen werden. Allerdings hat das nicht unbedingt etwas mit Literatur zu tun. Mich stört außerdem, dass Frau La Roche sich derartig vermarktet, dass man an keiner Zeitschrift oder Talkshow ohne sie vorbeikommt. Aber: Der Erfolg gibt ihr Recht, die Bücher verkaufen sich wie warme Semmel. ich kaufe es nicht!
Vielleicht laden die meisten nur deswegen zu Interviews oder in Talkshows ein, weil sie nicht als Spießer durchgehen wollen.
Sie hat manchmal einen sehr klaren Blick für Paradoxien in unserer Gesellschaft und das gefällt mir dann.
Aber ihre Herangehensweise ist eine Holzhammermethode, die vielleicht 18jährigen eigen sein kann. Und damit schlägt sie viele vor den Kopf.
Ich bin aber auch froh, dass ich mir die beiden Bücher leihen konnte, denn das Geld hätte mich gereut. Auch die Zeit könnte einen reuen, aber Hörbücher höre ich beim Putzen.
lg
Ob man sie mag oder nicht, aber das Buch verkauft sich nun mal. Ich denke, es ist so ein Buch, das angeblich keiner ließt, aber dann doch fast jeder in der hintersten Ecke im Bücherregal versteckt hat ;)
Wobei bei dem Lahm-Buch Klatsch und Tratsch sehr wichtig sein dürfte!