Meine Begegnung mit Ramon beim Probetraining im Fitnessstudio
Einem glücklichen Zufall zur Folge habe ich ein Probetraining in einem renommierten Fitness-Studio gewonnen.
Ich habe auch gleich einen Termin für das erste Probetraining vereinbart. Am Telefon erklärte mir ein gewisser Markus, dass der Ramón (mit geröcheltem R) am Sonntag ab 11 Uhr für mich Zeit hätte, um mir alles zu zeigen und mit mir zu trainieren.
RAMON!
Das klingt nach melancholischen Flamencoweisen, gezupft auf einer ‘Spanish Guitar’.
Das klingt nach einer Finca im idyllischen Pinienhain.
Und das klingt süßem, schweren Rotwein in einer verschwiegenen Bodega.
RAMON!
Muskulös, athletisch, markantes Kinn mit schwarzen Bartstoppeln.
Und er will mit mir trainieren!
Inhalt:
Begegnung mit Ramon
Ich gebe zu, dass ich in der Nacht vor dem Training kaum Schlaf finden konnte und dass ich mich in der Bewunderung meiner Freundinnen ahlte.
Am Sonntag begab ich mich dann (geschminkt und die Haare schön) in besagtes Fitnessstudio.
Und wie soll ich es erklären?
Meine Begegnung mit Ramon war eine einzige Enttäuschung.
Er sieht nämlich gar nicht so aus, wie Ramon. Eher wie Lothar.
Er ratterte sofort die Liste seiner erworbenen Kompetenzen hinunter. Denn Ramón ist studierter Sportlehrer, Personal-Trainer, Mental-Coach, spezialisiert auf Cardio, Fettverbrennung, Lost-Weight, Rückenschule. Ich glaube, ich habe noch einen Begriff gehört, der mit Astrophysik zusammen hängt.
Und Ramón hatte gar keine Zeit für mich. Er war quasi überbucht. Wahrscheinlich hat er einen lukrativen Trainings-Vertrag mit einem zahlenden Gast dieser Institution, nicht so ein Hungerleider mit Gewinngutschein, wie ich es bin.
Gerade eben so konnte er mir noch schnell die Bedienung eines Trimm-Fahrrades erklären (mit Cardio und Fettverbrennungsanalyse) und versicherte mir dann, dass sich jemand anders um mich kümmern wird. Und das es ihm sooo leid tue.
Mir auch.
Markus oder David oder irgendwer statt Ramón
Also strampelte ich zur Aufwärmung im Fettverbrennungs-Modus eine Viertelstunde lang auf diesem Radl herum und schaute mir dabei auf einem der vielen Bildschirme “Wetten Das” vom Samstag an. Ohne Ton. Der kostet extra. Aber seltsamer Weise hat es nicht gestört, obwohl Gottschalk gerade dabei war, den Kevin Costner zu interviewen.
Danach musste mir der Markus (der vom Telefon und wahrscheinlich derjenige, der für den vermasselten Termin verantwortlich ist) einen Ersatz für Lothar-Ramón besorgen.
Mir wurde ein gewisser David zugeteilt. Milchkaffeebraun, Rastafrisur, unglaublich nett und im Alter meines Sohnes.
Von ihm lernte ich einige wahnsinnig schwere Übungen für den Schultergürtel und die Bauchmuskulatur.
Irgendwie war ich dann doch froh, mit meinen zwischenzeitlich milchsäurehaltigen Muskelgewebe in die Umkleidekabine zu gehen, um mich wieder umzuziehen.
Doof, dass mein Probetrainings-Termin so schlecht organisiert war.
Noch dööfer, dass der Markus mir beim Rausgehen einen Trainingsvertrag (“… Sonderangebot, läuft heute aus, solltest du unbedingt…”) aufschwatzen wollte.
Fazit:
Ich werde in diesem Fitnessstudio keinen Vertrag abschließen. Es liegt nicht an daran, dass diese Begegnung mit Ramónnicht stattgefunden hat. Eigentlich ist mehr der Kerl wurscht.
Aber das Studio liegt zu weit von meinem Wohnort entfernt und außerdem habe ich mich dort nicht wohlgefühlt.
Hey, das Ganze fällt wohl eher in die Kategorie: Nepper, Schlepper, Bauernfänger! Ein Probetraining bekommt man nicht geschenkt, das ist obligatorisch, auch wenn man sich so ein Studio einfach nur mal ansehen will. Nur so kann man nämlich wirklich herausbekommen, welche Zielgruppe der Gesundheitstempel hat: Sind es die Eisenbieger,für die es wichtig ist, möglchst viele Kilos in die Luft zu stemmen. Oder ist der Club nur ein Treffpunkt, an dem es sich gemütlich auf einem Fitnessbike plauschen lässt (auf der niedrigsten Stufe natürlich wohlgemerkt). Widmet man sich im Club bestimmten Regionen des Körpers (Kieser lässt grüßen)?
Das sind alles Fragen, die vorab geklärt werden wollen. Nein, einen Fitnessclub gewinnt man nicht – den heiratet man
Einen Fitnessclub heiraten? Ramón??
;-)
Da gibt es doch dieses doofe alte Sprichwort aus Volkes Mund: Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul!!! Wie recht das Volk doch wieder hat.
Leider ist es heute bei vielen “Gewinnen” so, dass es nur eine besondere Art der Werbung ist und nicht ein echter Gewinn für den Gewinner.
Nicht traurig sein, unter “Erfahrung” ablegen. :)
Lieben Gruß
moni
Ein Probetraining im Fitnessstudio ist eigentlich überhaupt kein Gewinn – dies ist ein Standard.
Die Situation war grotesk, aber nicht schlimm für mich. Auf Nachfrage des Betreibers habe ich ihm allerdings mitgeteilt, wie unprofessionel ich das alles gefunden habe.
LG
Sabiene