Beschneidung von Jungen im Judentum und Islam
Etwa 41 Prozent der männlichen Weltbevölkerung sind beschnitten, die meisten tatsächlich aus medizinischen Gründen. Bislang habe ich diese Statistik nicht persönlich überprüfen können, habe es auch nicht vor.
Inhalt:
Beschneidung aus religiösen Motiven
Neben den medizinischen Indikationen werden viele Männer (oder in diesem Fall Jungen) aus religiösen Gründen beschnitten, so wie es bei Juden und Muslimen der Brauch ist.
Es handelt sich hierbei um einen kleinen Eingriff, bei dem die Vorhaut ganz oder zum Teil von der Eichel entfernt wird und nicht um eine Verstümmelung in der Art, in der Frauen in islamischen Ländern häufig Gewalt angetan wird.
Generell aber ist es niemals angebracht, über den Sinn und Zweck von religiösen Ritualen zu debattieren, solange sie nicht mit Straftaten in Verbindung stehen.
Ist Beschneidung an Fall von Körperverletzung?
Aber genau diesen Tatbestand sehen die Richter am Landgericht Köln als erfüllt und verurteilen religiös motivierte Beschneidungen als Körperverletzung und somit als Straftat.
Um in diesem Zusammenhang den Begriff ‘Körperverletzung’ zu erklären, könnte man ihn als ‘operativen Eingriff ohne medizinische Notwendigkeit’ definieren.
Demnach würden sämtliche schönheitsbedingte Nasenkorrekturen und Brustvergrößerungen, Faltenunterspritzungen und von Botox triefende Schlauchbootlippen ebenfalls unter den Tatbestand der Körperverletzung fallen.
Denn schließlich liegen diesen Eingriffen keine medizinischen Notwendigkeiten zu Grunde, sie geschehen quasi aus freiwilligen, privaten Interesse – ähnlich wie bei religiösen Überlegungen. Zudem sie auch – wie jeder operative Eingriff – gefährlich sein können.
Dies könnte dann das Aus für Gestalten wie Daniela Katzenberger, Gina-Lisa Lohfink und Prof. Dr. Mang und anderer an Unwichtigkeit leidender Promis und deren Lieblings-Herumschnippler bedeuten! Und somit hätte ein umstrittenes und in meinen Augen sinnloses Urteil auch sein Gutes.
Als einzigen Kompromiss könnte ich mir vorstellen, dass man verlangt, Beschneidungen nur unter ärztlicher Aufsicht im Säuglingsalter durchzuführen. Dieser “Mutproben-Charakter”, wie man ihn bei Muslimen findet, ist gar nicht gesund.
Ich finde schon, dass es da noch einen Unterschied gibt. Leute, die sich die Nase, den Busen oder was auch immer ohne medizinische Notwendigkeit machen lassen, tun das aus eigener Entscheidung heraus. Das trifft für Kinder aus den entsprechenden religiösen Familien ja wohl nicht zu.
@Iris: Das ist wohl wahr. Aber man kann den größeren Eingriff von Schönheits-OP’s dagegen in die Waagschale werfen.
Na gut, Vergleiche hinken natürlich immer!
LG
Sabienes
@Iris, Sabienes
Ja, Vergleiche hinken. Dennoch gibt es auch Schönheits-OP und Botoxinjektionen für gaaanz junge Menschen, deren Mütter (vielleicht auch Väter – man sehe sich das eigene Botox- und OP-Resultat von Silvester Stallone an) nicht alle Tassen im Schrank haben:
Das Mütter ihren Töchtern Gutscheine zur Brustvergrößerung schon zum 7. Geburtstag schenken, ist noch mal eine Steigerung dieser völlig kranken Entwicklung des Geistes dieser Menschen.
Das Zitat ist aus einem älteren Artikel von mir selbst (Ich hoffe die Verlinkung ist ok?)
Gute Stellungnahme Sabienes,
LG
Manni
@Manni: Danke für deine Argumente. Ich bin wegen diesem Artikel heute auf Facebook angeraunzt worden und nun froh über ein gutes Wort ;-)
Dein Link ist OK!
Sabieens
Es macht bestimmt einen Unterschied, ob ich als erwachsener Mensch sage ich will an mir rumschnippeln lassen oder ob man das bei einem Kind machen lässt, das sich ja noch nicht äußern kann. Fragwürdig ist meiner Meinung nach beides.
@Tina: Das ist alles fragwürdig, stimmt. Und je mehr ich mich mit diesem Thema auseinander setze, um so mehr merke ich, wie wenig ich darüber weiß!
Mich würden Berichte von Betroffenen (weniger von Schönheitsoperationen) schon sehr interessieren.
LG
Sabienes
Naja, mit wirklichen Erfahrungsberichten kann ich da nicht dienen*gg* Mein Sohn wurde quasi beschnitten als so 2 Jahre war, allerdings auf Rat des Kinderarztes bei einem Chirurgen. Ein paar Tage lang musste man verstärkt auf die Windelhygiene achten, aber er hat zumindest am nächsten Tag schon nicht mehr gejammert wenn er Pipi machen musste und irgendwelche Probleme gab es auch nicht. Außer das ihn mal irgedein Schulkollege beim duschen nach dem Sport gefragt hat ob Türke sei hat er, soweit ich weiß, auch später nie Probleme damit gehabt.
Ich denke wer das aus religiösen Gründen macht, der lässt es, wenn er keinen Arzt findet der das macht, irgendwo im “Hinterzimmer” machen und DAS kann dann wirklich schlimme Folgen haben.
@Tina: Einer meiner Jungs musste auch aus medizinischen Gründen beschnitten werden und fand das erstmal ziemlich ätzend. Insofern ist es schon praktisch, wenn man sowas gleich nach der Geburt durchführen lässt, wie es Juden machen und im Übrigen viele Amerikaner (auch nichtjüdische!)
Aber im Hinterzimmer so eine OP machen lassen, stelle ich mir grauenvoll vor!
LG
@alle hier
Ich oute mich mal als Beschnittener. Das Häutchen brauchen wir Männer nicht mehr, seit der Mensch Klamotten trägt, das sind schon ein paar tausend Jahre. Ich habe keinerlei Komplexe deshalb, wurde nicht gemobbt und finde es äußerst praktisch und hygienisch.
Beschneidung von jungen Mädchen (Schamlippen oder Klitoris) greift tief in die Psyche und in die Physis der Betroffenen ein, beruht meist auf religösen oder traditionellen Riten, ist medizinisch so gut wie nie begründbar und zerstört einen Teil des Lustzentrums der Frau.
Die Zirkumsion mit der Verstümmelung weiblicher Geschlechtsorgane zu vergleichen ist unsinnig.
Die Zirkumsion als Straftat zu bezeichnen ist Schwachsinn. Tatsächlich sollte sie unter ärztlicher Aufsicht auch religiös bedingt stattfinden können, allerdings nicht bevor ein Heranwachsender reif genug für die Zustimmung ist.
Immerhin entscheiden die Eltern über den Körper eines Kindes.
Hier mal nachlesen
@Manni: Danke für dein “Outing”!
Ich teile deine Meinung hinsichtlich der Beschneidung von Frauen.
Auch zu der Beschneidung von Jungen sind mir noch keine Nachteile nahegetragen worden.
Ich denke aber, dass es auch bei freier Entscheidung wenig muslimische Jungs geben wird, deren Entscheidung GEGEN eine Beschneidung von den Eltern allzu sehr akzeptiert werden würde.
Es wäre für mich interessant, noch weitere Meinungen zu hören. Da ich weiß, dass hier ein paar Türken mitlesen *wink* – vielleicht möchtet ihr auch mal was zu dem Thema sagen?
LG
Ich oute mich mal als freiwillig beschnittener.
Mir gefällt der beschnittene Penis einfach besser,aber kein Mensch hat das Recht
an Kindern (auch nicht den eigenen) einfach so herum zu schnippeln.
Eine auf die Vorteile einer Beschneidung ausgerichtete Erziehung mit dann späterer
freiwilliger Beschneidung wäre hier ratsam.
@Andreas: Vielen Dank für dein Outing.
Ich denke, über den Aspekt der Freiwilligkeit einer Beschneidung sollte diskutiert werden.
Aber unbedingt, bevor man ein solches Gesetz erlässt. Denn man muss erst ein Bewusstsein in den Köpfen der Menschen schaffen.
Ich frage mich, wie in anderen Ländern, wie USA oder Frankreich über diese Problematik gedacht wird.
LG
Sabienes