Der Dalai und ich

30. Juli 2009 Aus Von Sabiene

Medienwürfel

Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, geistliches Oberhaupt der tibetanischen Buddhisten weilt zur Zeit in Frankfurt. Eingeladen wurde er vom hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, ein Freund des Dalai Lama; ich hätte nie im Leben geglaubt, dass mich der “Gollum” jemals überraschen wird.

Heute habe ich mir den großen Wunsch erfüllt, einmal in meinem Leben den Dalai live zu sehen und bin in die Commerzbank Arena gepilgert.

Der Dalai Lama und ich

Die Commerzbank Arena (aka Waldstadion) ist ein Fußballstadion. Ich saß auf der Seite von dem einen Tor, der Dalai saß bei gegenüberliegenden Tor. So kann man sich vielleicht in etwa vorstellen, wie nahe wir uns gewesen sind.

Aber er ist tatsächlich so, wie er in den Medien rüberkommt: lächelt milde hinter seinem Kassenbrillen-Gestell, richtig lieb. Ein bisschen, wie eine Tante Käthe. Macht schelmisch ein paar Witzchen (“Ich habe den leichteren Text ausgesucht, da musste ich nicht so viel vorbereiten und konnte mehr schlafen, hihihi…”) Er wirkt ehrlich, bescheiden, authentisch und sehr, sehr weise.

Es wurden Sutren gesungen, die mir durch Mark und Bein gegangen sind. Er hat sehr viel Kluges und Wichtiges gesagt. Ich habe sehr viel nicht richtig verstanden. Aber bei den Eintrittspreisen war noch eine Tüte mit verschiedenen Lesematerial über die Veranstaltung dabei, das hat mir gefallen.

Was mir nicht gefallen hat, waren die ganzen hochheiligen Pseudo-Buddhisten. Ich meine, dass die Leinenhosenquote mit Hängerchen in Safrangelb und tiefrot ziemlich hoch war. Manch ein solcher Outfit-Träger hatte beim Gehen gefährlich wenig Bodenkontakt.

Äußerst anstrengend fand ich die Organisation der Veranstaltung. Ich bin mehr angestanden und gelaufen als gesessen. Man steht bei 2 Security-Filzereien in der Schlange (keine Wasserflaschen, keine großen Rucksäcke erlaubt), man steht ewig, um sich sein Online-Ticket abscannen zu lassen (das Klammergerät funktionierte nicht) und dann steht man vor den Örtchen. Fürchterlich finde ich auch die Bezahlmethode, die man bei solchen Großveranstaltungen eingeführt hat. Man zahlt nicht mehr bar am Getränkestand, sondern besorgt sich eine Art Kreditkarte, auf die man ein Guthaben einzahlt. 2 Euro sind Kartenpfand. Man kann die Karte natürlich wieder abgeben, erhält dann Pfand samt Restguthaben wieder zurück. Aber um dies zu bewerkstelligen, musste ich ungefähr dreimal um die komplette Commerzbank Arena herumlaufen, denn es gibt nur eine einzige Stelle dafür.

Es gab auch die Möglichkeit des üblichen Devotionalien-Shoppings, eine Art buddhistischer Tschechenmarkt. Aber auch hier durfte man nicht bar bezahlen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein Kärtchen bereits eingelöst – ein Umsatz weniger (vielleicht).

Fazit: Auch wenn mich das Drumherum genervt hat, war es schon etwas sehr besonderes, diesen einzigartigen Menschen zu sehen. Man muss kein Buddhist sein, um ihn zu bewundern. So wie er gesagt hat: “Es kommt auf die Essenz einer jeden Religion an. Und in dieser Essenz sind alle Religionen gleich.”

Foto: Medienwürfel in der Commerzbankarena in Frankfurt ©Sabienes.de
Text: Der Dalai Lama und ich ©Sabienes.de