Der letzte Ort – Ein Deutscher im Irakkrieg von Sherko Fatah

16. April 2015 Aus Von Sabiene
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Der letzte Ort

Ein deutscher Aussteiger mitten in den Auseinandersetzungen im Irak

Albert ist ein junger Mann, auf dem die Vergangenheit der DDR mit seinem parteitreuen Vater lastet. Er geht in den Irak und arbeitet dort im Museum in Bagdad. Auf seinen Fahrten durch die unwirtlichen Gegenden wird er von seinem Fahrer und Dolmetscher Osama begleitet. Nachdem beide in einem Dorf überwältigt und gefangen genommen werden, beginnt für sie eine Odyssee durch das heiße, staubige Land. Sie werden dabei von Terrorgruppe zu Terrorgruppe weitergereicht, liegen gefesselt, halb verhungert und halb verdurstet in dunklen Kellern, fensterlosen Zimmern oder Ziegenpferchen. Aber keine der vielen Gruppierungen weiß so recht, was sie mit diesen Männern anfangen sollen.
Bis sie dem mächtigen ‘Emir’ übergeben werden, einem ehemaligen Freund Osamas, der von den Milizen wie ein Erlöser gefeiert wird.
Spätestens da begreift Albert, dass dies der letzte Ort ist, an dem er sich aufhalten sollte.

Sherko Fatah

Sherko Fatah wurde 1964 in Ostberlin geboren. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Kurde irakischer Herkunft. Der in Berlin lebende Autor beschreibt in seinen Romanen die Konflikte in den kurdischen Gebieten in der Türkei, Irak, Iran und Syrien. Der vorliegende Roman ist bereits sein 6. Buch. Ich habe von diesem Autor bislang nichts gelesen, aber ich nehme stark an, dass er hier seine Erlebnisse während des DDR-Regimes und im Irak verarbeitet.

Der letzte Ort – Meine Meinung

Albert ist für mich eine zwiegespaltene Persönlichkeit. Denn einerseits hat er nur Verachtung für die ehemalige DDR übrig. Andererseits leidet er an dem Fehlen einer Wertevorstellung, egal, welcher Art sie auch sein mag. Warum es ihn ausgerechnet in ein desolates Land, wie den Irak, zieht, konnte ich bei der Lektüre nie nachvollziehen. Aber vielleicht schwelt in ihm eine ähnliche Borderline-Persönlichkeit, wie in seiner Schwester Mira, der er sehr nahe steht.
Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei dem Protagonisten auch um einen selten dummen Menschen, dem jeder Lebensmut abhanden gekommen ist.
Denn Albert kann der Realität im Irak kaum ins Auge blicken. Er gibt sich wenig Mühe, die Sprache zu lernen, mag sich mit den Sitten kaum auseinandersetzen und ergeht sich stattdessen in einer unendlicher Larmoyanz.

Osama, der sensible Iraker, sein Chauffeur, Übersetzer und vielleicht auch sein Freund ist mitunter genauso naiv. Früher hat er irgendwann mal geglaubt, mit einer liberalen Grundhaltung und ein paar Fremdsprachenkenntnissen etwas erreichen zu können. Aber nun muss er sich für eine Seite entscheiden – Freund oder Feind – was er nicht kann und vielleicht auch nicht will.
Nebenbei erleben wir, wie sich eine Terrorgruppe zur Macht aufschwingt, die dem Islamischer Staat (IS), nicht ganz unähnlich ist. Und wir bekommen deutlich vor Augen geführt, dass das Auftreten dieser Gruppierung eigentlich keine Überraschung ist.

Fazit:

Selten hat mich ein Buch gleichzeitig so fasziniert und erschüttert. Die Erzählweise des Autors ließ mich mit den Protagonisten verzweifeln und unter Durst und Hitze leiden, manchmal las sich das Buch wie Halluzinationen in einem Fiebertraum.

Ich kann diesen Roman jedem empfehlen, dem nicht nach leichter Literatur ist und sich beim Lesen mal ein bisschen anstregen will.

Bibliographisches:

Der letzte Ort von Sherko Fatih

Bibliografisches für das Buch Der letzte Ort

  • Titel: Der letzte Ort
  • Autor: Sherko Fatah
  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
  • Verlag: Luchterhand Literaturverlag (11. August 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3630874177
  • Preis (Stand August 2017): 9,99 € (Taschenbuch) 19,99 € (gebundenes Buch) 8,99 € (Kindle)
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(Alle Angabe ohne Gewähr)

Fotos: Der letzte Ort – Ein Deutscher im Irakkrieg von Sherko Fatah ©sabienes.de
Text: Der letzte Ort – Ein Deutscher im Irakkrieg von Sherko Fatah ©sabienes.de
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Gegenstand
Der letzte Ort - Ein Deutscher im Irakkrieg von Sherko Fatah
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