Finanzgeschäfte am Bügelbrett und der große Absturz
So ein bisschen Ablage extrem, wie ich es gerade praktiziere (oder versuche, durchzuziehen), ist immer auch eine kleine Reise in die Vergangenheit. Denn beim Abheften entdeckt man in seinen Ordnern Dokumente, die einen an alte Zeiten erinnern. Zu diesen Zeiten glaubten wir noch an das Gute im Menschen, an den Weihnachtsmann und an den NEMAX.
Inhalt:
Finanzgeschäfte am Bügelbrett
Ende der 90er Jahre wurden Aktienwerte der “New Economy” in den sogenannten NEMAX-Werten zusammengeführt. Diese Werte waren allesamt sehr jung und frisch und hoffnungslos überbewertet. Etliche Otto Normalverbraucher vertrieben sich damals ohne großes Hintergrundwissen die Zeit mit dem Kaufen und Verkaufen von Aktien, die man heute kaum noch kennt. (Was war denn nochmal EM.TV oder AIXTRON?) Und dank einiger Finanzexperten im Frühstücksfernsehen oder in eigens gegründeten Fachmagazinen wurden viele sehr schnell zum selbsternannten Finanzguru. Auf dieses Pferd sprangen seltsamer Weise etliche Hausfrauen auf. Diese informierten sich sprichwörtlich beim Bügeln über das neueste Auf und Ab der Aktienkurse und tätigten (kein Scherz!) noch vom Bügelbrett aus über die örtliche Raiffeisenbank (auch kein Scherz!) ihre Finanzgeschäfte.
Dabei kam manch ein Bankangestellte nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Als dann der NEMAX so langsam zur Talfahrt ansetzte, die Telekom-Aktie zur Zockeraktie verkam und Infenionpapiere niemand mehr auch nur mit der Zange anfassen wollte, wurde vielen erst klar, was für eine Blase da geplatzt war.
FOREX statt NEMAX
Vom NEMAX oder seinem Nachfolger, dem TecDAX redet man kaum noch, dafür ist nun FOREX das neue Schlagwort. Mit FOREX ist der Handel mit Devisen gemeint. Hier könne man auch schon mit kleinen Beträgen ganz ordentliche Renditen erzählen – so heißt es. Und sicherer sei es auch.
Dies ist im Grunde auch nicht ganz falsch. Aber man sollte aus seinen Erfahrungen und den jüngsten Berichten über unsichere Finanzanlagen lernen und vorsichtig sein. Gerade beim Devisenhandel ist fundiertes Fachwissen wichtig. Wer also nicht bei einer Bank arbeitet oder zufällig gerade Wirtschaft studiert, sollte sich in Schulungen oder Online-Kursen speziell über Devisenhandel informieren.
Aber auch wenn man die Bedeutung von Margin, Hebel, Rollover und Pips und mehr daherbeten kann, bedeutet dies keine automatische Erfolgsgarantie.
Hütchenspiel und Finanzmarkt
Internationale Finanzdealer haben ja gerne mal ein Auge auf den mittelständisch-gutbürgerlichen Sparer. Für mich haben Spekulations- und sonstige Finanzgeschäfte immer etwas von einer Hütchenspielerei hinterm Bahnhof. Gewinnen tut nur der Hütchenspieler, bzw. die Bank; gewinnt ein Mitspieler, ist dies ein nicht beabsichtigter Zufall.
Umso mehr ist es wichtig, sich ein fundiertes Wissen anzueignen, bevor man sich für solche Anlageformen entscheidet.
Aber wahrscheinlich gehöre ich somit zu den eher konservativen Anlegern – sei’s drum.
Foto: Finanzgeschäfte am Bügelbrett und der große Absturz ©Sabienes.de
Text: Finanzgeschäfte am Bügelbrett und der große Absturz ©Sabienes.de

Ich bin da eher der konservative Typ – mit Geld spielt man nicht, das wurde mir von klein auf eingetrichtert und mit Aktien spekulieren ist ja im Grunde genommen nichts anderes. Ja klar, es gibt eine Handvoll Menschen, die werden damit reich, doch wer denkt an die vielen “Kleinen” die viel Geld verlieren=??
Nenen, das ist mir viel zu viel Risiko!!!
@MestraYllana: Damals war so ein Hype mit den Nemax-Aktien, sogar unsere Kinder haben gefragt, ob wir nicht auch mal Aktien kaufen sollten. Das kann man sich gar nicht mehr vorstellen.
LG
Sabienes
Es war ein Hype. Und was für einer! Ich erinnere mich noch genau, wie ich mit meinem damaligen Lebensgefährten vor dem Bildschirm saß und wie wir Kurse analysierten, um die bestmögliche Aktie zu erwischen. Oft hat es auch geklappt und die Renditen waren teilweise wirklich extrem. War aber sein Spielgeld und nicht meines …
Ich habe es dann später alleine versucht, als die Blase aber schon so langsam am Platzen war. Zwar konnte ich den einen oder anderen Kursgewinn noch mitnehmen, saß manchmal hibbelig vor dem Rechner und habe in Realtime Kursschwankungen, Volatilität usw. mitverfolgt. Aber alles in allem habe ich mehr Verlust als Gewinn gemacht und bin bei dem einen oder anderen Wert dann auf ca. 99,7 % Verlust sitzen geblieben…
Aber abenteuerlich war’s trotzdem und irgendwie ein mordsmäßiger Adrenalinkick!
LG
Salvia von Liebstöckelschuh
@Salvia: Da wir damals bereits PC und Internet hatten, haben uns Freunde direkt gedrängt, bei diesem Karussel mitzuspielen. Ganz schön verrückt damals.
LG
Sabienes