Flüchtlinge in Deutschland – Die nervigsten Argumente der Gegner
Im 2014 haben über 200.000 Menschen bei uns Asyl beantragt, in diesem Jahr wird es wohl mehr als die doppelte Anzahl von Asylanträgen und Flüchtlingen in Deutschland geben. Denn niemals waren weltweit so viele Menschen auf der Flucht, in den letzten Jahren.
Sie kommen aus Ländern wie Somalia oder Syrien und aus anderen Ländern, in denen ein Leben ohne Bürgerkrieg gar nicht mehr vorstellbar ist. Sie kommen aus dem Kosovo oder Bosnien, weil in ihrer Heimat seit dem Balkankrieg die ganze Wirtschaft desolat ist. Nachdem sie sich durch die Sahara, übers Mittelmeer und/oder über den Stacheldraht in Ungarn geschleppt haben, blühen ihnen hier bald Zustände wie im Dritten Reich.
Inhalt:
Die nervigsten Argumente
Wenn man Leute so fragt, warum sie was gegen Flüchtlinge in Deutschland haben, hört man einen Haufen Argumente und manche sind auf die Dauer recht nervig. Hier eine kleine Auswahl:
Ich habe so Angst um unser Land!
Man muss keine Angst vor jemanden haben, nur weil er durch die Sahara getrampt ist. Angst hätte ich eher vor dem Pack, dass im Moment protestierend und brandschatzend um die Flüchtlingsheime zieht.
Das sind doch alles nur Wirtschaftsflüchtlinge!
Ich wüsste gar nicht, warum politische Flüchtlinge auf einmal die besseren Flüchtlinge sein sollten! Außerdem finde ich diese Trennung in ein 2-Klassen-Flüchtlingssystem gar nicht mehr angemessen.
Die kommen sogar mit dem Flugzeug nach Deutschland!
Das stimmt nicht. Sehr viele kommen mit dem Zug, dem Bus und manche auch zu Fuß hier an. Wisst ihr, wie viel ein Flug von Istanbul oder Rom nach Frankfurt kostet? Also.
Die haben alle ein Handy!
Stimmt. Und manche haben sogar ein Smartphone! Die meisten kommen aus Regionen, in denen es kaum Festnetztelefonie gibt, dafür aber ein mobiles Netz. Meistens haben die Leute sehr preiswerte, alte Geräte, die sie mit einer Prepaid-Karte nutzen, um Kontakt mit Daheim oder mit anderen Flüchtlingen zu halten.
Die kriegen gleich einen Haufen Geld! (Und wir kriegen nix)
Ein erwachsener Flüchtling erhält 140 € im Monat, dafür hat er Kost und Logis erstmal frei und darf keiner noch so kleinen Arbeit nachgehen.
Die Regierung, die Wirtschaft und die Gutmenschen
Hier komme ich zu einem Punkt, wo ich die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft auf’s Schärfste kritisiere. Denn in einem Land, in dem immer weniger Arbeitnehmer von ihrer Arbeit Lohn leben können oder nicht wissen, ob morgen ihre Zeitarbeitsvertrag verlängert wird, muss man sich nicht wundern, wenn keine Solidarität entstehen will.
Ich kann auch die Argumentation aus der Wirtschaft, nach denen die Flüchtlinge in Deutschland ein hohes Potential an Fachkräften mit sich bringen, nicht leiden. Dadurch wird ein Mensch nur auf seine Schaffenskraft reduziert. Das ist vielleicht gut gemeint und soll den Kritikern die Ängste nehmen. Aber ich bezweifle, dass sich in einem Dauer-Bürgerkrieg-Land eine große Menge von gut ausgebildeten Akademikern oder Handwerkern hat herausbilden können, deren Abschlüsse man in Westeuropa anerkennen wird.
Es ist positiv, wenn ein Prominenter wie Till Schweiger öffentlich Position gegen Rassismus bezieht. Aber ich betrachte dennoch jegliches Gutmenschentum mit sehr viel Skepsis, denn manchmal ist dies nur das andere Extrem.
Flüchtlinge in Deutschland
Natürlich wird in einem bevölkerungsstarken Land wie Deutschland eine solche Menge an fremden Menschen nicht mit offenen Armen empfangen, weil das in anderen Ländern nämlich auch nicht der Fall ist. Wahrscheinlich sind Ressentiments und Ängste gegenüber Fremden eine ganz normale menschliche Reaktion. Und es gibt wohl auch berechtigte Kritik an der deutschen und europäischen Asylpolitik.
Aber: Nur weil man die Asylpolitik kritisiert, muss man noch lange kein Flüchtlingsheim anzünden! Das ist nämlich unmenschlich!
Jemand, der Flüchtlinge in Deutschland oder anderswo bedroht, Feuer legt, sie nicht als gleichberechtigten Menschen behandelt ist kein Asylkritiker. Das ist ein Rassist und ein Verbrecher.
Und das hier könntet ihr zum Abschluss noch schnell mal tweeten:
[Tweet “Wenn #Rassisten zu #Asylkritiker werden, dann werden Vergewaltiger irgendwann zu Gynäkologen! #asyl”]
Und wer noch ein paar wirklich verständliche Fakten über Flüchtlinge in Deutschland lesen möchte, dem empfehle ich diesen Artikel auf Spiegel Online
Angst habe ich vor allem vor dem lauthals brüllenden braunen Mob, der ganz offen, unbehelligt und durch das Schweigen der “braven Bürger” untertützt durch so manche Straße zieht. “Das haben wir ja gar nicht so bemerkt und gewusst” fällt bei uns später als Ausrede wohl weg – denn das war das Argument meiner Großeltern, als ich als Jugendliche nachgefragt habe, ob sie auch die Nazis unterstützt haben.
LG
Tina
Ich kann immer nur sagen, wie schlimm ich das finde, welchen Vorurteilen und welchem Hass die Flüchtlinge hier gegenüber stehen. Die pöbelnden und laut grölenden Idioten mögen noch in der Unterzahl sein, aber so allmählich sorgt mich das denn doch. Für mich gehören die Extremen und Verbrecher auch hart bestraft. Man sollte da vllt. auch schnelle Exempel statuieren.
Ich finde aber andererseits auch schön, dass mittlerweile einige – auch Blogger – laut und deutlich ihre Meinung sagen und sich gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit aussprechen.
Lieben Gruß Hans
WOW!!! Super Artikel, Super beleuchtet und nicht nur mit irgendwelche Phasen voll gestopft von wegen Wir-müssen-helfen-verbreitet-diese-Naricht, Besonders der Tweet ist mega gut!
Die Argumente der Rechtenszene sind für mich einfach nur lächerlich und ohne Halt. Genauso haltlos wie die Zwei Klassen Schicht von Flüchtlinge, immerhin gibt es in DE auch genug Menschen die “Auswandern” weil sie eben keine Perspektiven hier haben. Dennen wird auch nicht das Recht verweigert Auszuwandern. Zudem benötigen wir einfach die Fachkräfte! Auch Geburten Technisch gehen die Zahlen ins Rote. Statt Hass zu verbreiten sollte man genauer Hinschauen und mal darüber Nachdenken was man so Herr ausbrüllt.
Gruß
Ria
Ich habe auch Angst. Angst vor ungebildeten, schizophrenen linken Gutmenschen, die meinen über die Köpfe anderer sich ein Land nach ihren Vorstellungen zu schaffen. Ein Land, welches angeblich so tolerant und vielfältig ist, dass ein beeachtlicher Teil seiner Gesellschaft mit Hassparolen, Verfolgung, Verleumdung und Hetze eingeschüchtert wird. Ein Land in dem Menschen Angst haben müssen den Mund zu öffnen da sie sonst ausgegrenzt, beleidigt und vielleicht sogar verprügelt werden. All das nur weil sie – in dieser ja so toleranten Gutmenschenkultur – es wagen eine andere Meinung zu haben.
Warum man wohl so viel Aufhebens von Herumschreiern macht? Man hätte ja schon von Anfang an NPD verbieten können, schliesslich wurde ja auch die KPD (im Westen) verboten.
Aber vielleicht wird diese Schreierei ja nur inszeniert, von Eingeschleusten, um eventuelle wichtige Argumente niederzumachen und um Protest zu diskreditieren, so als wenn das alles nur potentielle Mörder und Hirnamputierte wären, was da so als angeblicher MOB (bzw. vorgetäuschter Mob) herummarschiert gegen wirkliche und angebliche Flüchtlinge.
mfg,
bluaMauritius
Man sollte in EUropa (zu dem auch Russland gehört, meine Herren) Arbeit schaffende Projekte für alle Arbeitslosen beginnen, da gibt es so manches! Auch in den Herkunftsländern der geflohenen Menschen, sobald man dort einmal normale Zustände wieder hat. oder direkt in den Nachbarländern dort, da man ja nicht ewig warten kann, zumal religiöse Fanatiker Jahrhunderte brauchen, um ihren Schwachsinn einzusehen (siehe die Hexenverfolgungen, siehe die Kreuzzüge, usw.) –
shalom – salaam – saluton de paz – mit friedensgruhss
Hans Dieter Wilhelm Goeres aus Mönchengladbach
Bravo Sabine,
das nenne ich wirklich mal einen ausgewogenen Artikel zu dem Thema. Ich hatte das bei mir auch so formuliert, naja zumindest versucht. Kritik, Ängste und Fragen zur Asylpolitik, zu der aktuellen Situation müssen erlaubt sein.
Aber alle Formen von blankem Hass mit Forderungen nach Gaskammern und anderer Brutalität und Gewalt müssen bekämpft werden.
LG Thomas
Nun dann möchte ich mich mal mit einem Argument versuchen. Entweder wir liefern die Bomben vor denen sie davon laufen und bleiben dann abrt auch konsequent, oder wir hören auf uns an deren Tod dämlich zu verdienen und heißen jene, die dann überhaupt noch kommen, willkommen. Diese Heuchelei die wir zur Zeit betreiben bringt weder denen noch uns etwas. Nur den elitären Schwerverbrecher denen wir aus der Hand fressen.
Guter Artikel, liebe Sabiene,
fein argumentiert!
Leider, leider werden diejenigen, die es angeht, einen solchen Artikel wohl eher nicht lesen.
Aber uns anderen macht es Mut und verschafft Zuversicht, wenn wir lesen können, wieviele von uns es gibt!
Lieben Gruß
moni
@Tina: Der “brave Bürger” wird in seiner Gefährlichkeit maßlos unterschätzt.
LG
Sabiene
@Hans: Man hätte schon vor vielen Jahren gegen Rechtsradikale vorgehen sollen. Das ist ein großes Versäumnis der Bundesregierung gewesen.
LG
Sabiene
@Ria: Auch wenn man es nicht gut findet, dass hier Flüchtlinge aufgenommen werden, ist das noch lange kein Grund, Brandbomben in Flüchtlingsheime zu schmeißen. Wer Hirn hat, kann auch diskutieren.
LG
Sabiene
@Hades: Zu deinem Kommentar nur eine Bemerkung. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen? Das heißt heute Syrien und früher hieß dieses Land Großdeutschland.
Sabiene
@bluaMauritius: Ich möchte hier nicht so sehr in die Tiefe gehen. Aber ich gebe dir voll und ganz Recht, dass mit dem Verbot der NPD und anderer rechtsradikaler Organisationen jahrelang geschlafen wurde. Das ist ein ganz großes Versäumnis, weil dies eine Signalwirkung wäre.
LG
Sabiene
@Thomas: Ja, das ist ganz schwierig, wenn man hier gegenüber der Asylpolitik der Regierung Kritik üben will, dass man nicht in die rechte Ecke gerät oder sich zu einem Handlanger der Rechten macht.
LG
Sabiene
@Ralph: Du sprichst die Ursachen an und dies ist ein ganz wichtiger Aspekt. Die Industrienationen sind nicht unschuldig an der Situation in den Krisenregionen.
LG
Sabiene
@moni: Naja, so ein Artikel ist auch ein Funke.
LG
Sabiene
Hallo Sabine,
bei allen Argumenten, Gedanken und Aktionen die ins Leben gerufen werden, finde ich immer am wichtigsten im Auge zu behalten, dass wir von Menschen reden. In diesem Fall von Menschen, die das Wagnis eingehen alles Stehen und Liegen zu lassen, weil es weniger riskant erscheint als im betreffenden Gebiet zu bleiben. Hier und in allen aufnehmenden Ländern stehen wir durch den Anstieg der Flüchtlinge vor einem Problem, so viel steht lange fest. Auch das die Zahl zunehmen wird steht auch länger fest, dennoch scheint mancher Schreihals, Politiker oder auch nur der Nachbar überrascht davon ?? Das nicht schon viel länger a) an der Art der europäischen Hilfe und b) an Regulierungen in betreffenden Staaten gearbeitet wurde, ist etwas das mich überrascht. Vermutlich können durch Verhandlungen hier nicht so viele finanzielle und wirtschaftliche Vorteile herausgeholt werden. Als es um Gelder und Rettung von Banken ging, war alles relativ problemlos und rasch aus der Welt geschafft. Gerade gestern auch in hart aber fair diskutiert. Geht es um das Leben meist einfacher Menschen, wird es schon sehr viel schwieriger. Wichtig bleibt für mich, Innen ist jeder Mensch rosa, und das sollte man bei allen Problemen und Diskussionen nicht vergessen.
Danke für deine auf den Punkt gebrachten Aussagen.
Liebe Grüße
Sandra
@Sandra: Ich habe die Sendung auch zum Teil gesehen und fand manchmal die Argumente schrecklich. Und zwar alle. Du hast Recht, es geht nicht nur darum, dass man mal einen Somalier zum Essen zu sich nach Hause einlädt. Es geht um globale Probleme, nämlich wie die Industrienationen andere Länder manipulieren und ausbeuten. Dieses Flüchtlingselend ist von uns hausgemacht. Und manch einer der Menschen würde was dafür geben, wenn er sein Zuhause nicht verlassen müsste.
LG
Sabiene