Galicien – oder: Wie der Dudelsack nach Spanien kam
Sechs Tage lang bestand unsere Heimat aus einem Mietwagen, in dem wir über 1.200 Kilometer über die Straßen von Nordspanien gegurkt sind. Abends fielen wir in irgendein mittelprächtiges, schnell über Trivago gebuchtes Hotel ein. Und dann schleppten uns staubig und verschwitzt in die nächste Bar, um bei Vino, Cerveza und etwas Essbarem uns die Eindrücken des Tages Revue passieren zu lassen.
Und warum das alles?
Weil Hape Kerkeling in seinem berühmten Buch und gleichnamigen Film behauptet hat, dass Galicien das Irland von Spanien sei.
Irland in Spanien? Das konnten wir nicht glauben.
Bis wir an einer Klippe am Meer die seltsam melodiösen Klänge eines Dudelsacks gehört haben.
Inhalt:
Galicien – oder: Wie der Dudelsack nach Spanien kam
Galicien (nicht zu verwechseln mit dem polnisch-ukrainischem Galizien) ist eine autonome Region in Nordwest-Spanien und grenzt im Süden an Portogal. Die Hauptstadt ist das berühmte Santiago de Compostela, das Traumziel und zugleich Nirwana aller Jakobspilger. Und das ist dann auch der Grund, warum Hape solche Aussagen macht – denn schließlich war er schon mal da.
Seit dem 7. Jahrhundert vor Christus siedelten sich Kelten in diese wunderbare Gegend an und vermischten sich in vorbildlicher Integrationsarbeit mit der bereits ansässigen iberischen Bevölkerung. Die Kelten brachten nicht nur ihre Religion und verschiedene Bräuche mit ins Land, sondern auch ihre Musik und so kam also auch der Dudelsack mit ins Land.
Und als die Römer dann in Spanien einfielen, wurde dieser Landstrich zur römischen Provinz Gallaecia.
Ob es da oben im Norden ein unbeugsames Dorf von Galliern, bzw. Keltoiberern gegeben haben mag, weiß ich nicht. Aber letztendlich waren die Leute dort ziemlich unbeeindruckt von den verschiedenen Völkerwanderungen oder Eroberungen. Auch die Mauren konnten sich dort nicht so ganz durchsetzen und das lag vielleicht auch ein bisschen an der Landschaft.
Die besondere Landschaft in Galicien
Auf unserer Reise habe ich mich oft gefragt, wo ich überhaupt bin.
Manchmal fuhren wir durch Südtirol, manchmal durch den Bayerischen Wald. Und auch ein wenig Odenwald mit seinen sanften, grünen Hügeln konnten wir durchqueren. Dann wieder waren wir in Norwegen, denn auch in Galicien gibt es Fjorde! Die sind nicht so tief, wie im skandinavischen Original und bestehen dadurch bei Ebbe aus einer unansehnlichen Schlicklandschaft. Dafür heißen sie aber Ria und nicht Rio und der Reisende hat wieder etwas gelernt.
Auf diesem iberisch-galicischem Eck gibt es fünf große Fjorde. Denn der Herrgott hat bei der Erschaffung der Welt seine Hand auf diesen Flecken Erde gelegt und unter jedem seiner Finger entstand ein solcher Meeresarm.
So sagt es zumindest die Legende.
Diese alles in allem wunderschöne Landschaft mag für die Eroberer früherer Zeiten zu umständlich zum Erobern gewesen sein. An der zerklüfteten Costa Morte im äußersten Westen sind etliche Schiffe zerschellt. Und vielleicht hat man sich als Maure die Gegend auch für später aufgehoben, weil es einem ja in Andalusien gut genug ging. Keine Ahnung.
Aber wo ist nun das spanische Irland?
Das spanische Irland
Ehrlich gesagt habe ich bislang von Irland nicht genug gesehen, um diese Behauptung bestätigen oder verneinen zu können. Aber wie man mir erzählte, ist dort das Klima im Sommer nicht zu heiß und im Winter sehr milde. An dem Küstengebirge bleibt gerne einmal der Nebel hängen, die reichlichen Niederschläge sorgen für ein sattes Grün, wie man es in Spanien nie erwarten würde. Wir hatten auf unserer Reise aber immer nur strahlenden Sonnenschein, den man von Irland nicht erwarten würde.
Also wird uns nichts anderes übrig bleiben, als diese Gegend noch einmal zu besuchen. Denn eigentlich haben wir von Galicien gar nicht viel gesehen!
Und warum unser Roadtrip nach Galicien uns durch das Baskenland, Kantabrien und Asturien geführt hat, erzähle ich euch in einem der nächsten Artikel!
das hört sich ja wirklich alles sehr toll an! in spanien war ich letztes jahr – allerdings in der gegenüberliegenden ecke, wo die mauren sehrwohl ihre spuren hitnerlassen haben ;)
@Paleica: Der Norden ist ganz anders, kann man mit dem Süden überhaupt nicht vergleichen. Schon allein der Umstand, dass man mit Deutsch und Englisch überhaupt nicht weiterkommt. In Bilbao spricht man vielleicht noch ein bisschen Französisch, ansonsten sollte man Spanisch können oder noch besser Baskisch oder Gallego ;-)
LG
Sabienes