Heimatliebe – Was ist das und was bedeutet das für mich?
Wenn man sich mit Fremdenfeindlichkeit befasst, kommt man irgendwie – zumindest gedanklich – nicht um das Thema Heimat, bzw. Heimatliebe nicht so recht vorbei.
Und dabei stelle ich fest: Ich habe vielleicht eine Heimat, aber keine Heimatliebe.
Und wahrscheinlich habe ich nicht einmal eine Heimat.
Inhalt:
Was ist Heimat oder Heimatliebe?
Heimat ist für mich eine Gegend, in der bereits seit etlichen Generationen Menschen leben, die die gleichen oder in vielen Punkten ähnliche Gene haben, wie ich. Das ist ein Stück Land, das praktisch den Namen meiner Vorväter und -mütter ausatmet. Ein paar Erdkrumen, mit denen ich und meine Sippe bis zum allerersten Ur-Ur-Urahn verwurzelt sind. Und sollte ich diese Heimat jemals verlassen, erleide ich Heimweh, welches meiner Heimatliebe entspringt. Dann singe ich Lieder, wie “Am Brunnen vor dem Tore …” oder ähnliches Liedgut.
So zumindest stelle ich mir vor, dass Heimat und Heimatliebe funktioniert. Und natürlich ist das alles übertrieben, denn in Wirklichkeit funktioniert sie nicht so.
Und da sind wir mal froh drum.
Wo sind meine Wurzeln?
Will man wissen, wo die eigene Heimat ist, orientiert man sich am besten nach den eigenen Vorfahren. Und selbst wenn ich in meinem Fall einmal die Völkerwanderung unbeachtet lasse, ist das ein wenig schwierig.
Ich habe das hier schon mal erzählt: meine Großeltern sind aus der Pfalz, genauer gesagt aus der Gegend um Speyer. Und anscheinend gibt es in diesem Bundesland (das ich lediglich mit Helmut Kohl verbinde und deswegen nicht weiß, ob ich es mag) sowas wie heimatliche Wurzeln. Denn ich habe dort angeblich eine Doppelgängerin.
Genau betrachtet stammen lediglich 75% meiner Großeltern aus dieser Region. Meine Oma väterlicherseits war aus der Gegend um Hof und wanderte von dort aus nach Würzburg aus. Dort heiratete sie einen Mann aus Speyer (Großvater) und brachte meinen Vater zur Welt. Ihre 3 anderen Kinder wurden in anderen Städten geboren, eines sogar in Wien.
Ich glaube, von dieser Oma habe ich eher die Neigung zur Ortsveränderung, als die Heimatliebe geerbt.
Und wo ist dann meine Heimat?
Tatsächlich bin ich in Hanau am Main geboren, zog als kleines Hessemädsche mit meinen Eltern nach Hamburg und von dort aus mit 15 nach Rosenheim. Wenn mich einer fragt, wo ich herkomme, weiß ich manchmal nicht, was ich sagen soll. Antworte ich dann: “I kimm aus Hamburg!” wird viel gelacht, denn ich rede tatsächlich bayerische Mundart (für nicht-bayerische Ohren).
Aber ich muss zugeben, dass mich Bayern viel mehr geprägt hat, als es Hamburg hat tun können. Dennoch liebe ich die norddeutsche Klarheit genauso, wie die bayerische Bodenständigkeit.
Nun wohne ich bei Aschaffenburg, was ein bisschen die Mitte meiner Heimaten ist.
Was bedeutet das für mich?
In Bayern wird man als Preuße verarscht, in Hamburg ist man dann der Seppel. Kommt man aus dem Osten, wird man von Haus aus mit allen möglichen Attributen belegt, aber als Schwabe oder Ostfriese hat man es auch nicht immer leicht.
Deswegen halte ich weiterführende Gedanken über Heimat und Heimatliebe für einen Schmarrn. Heimat ist für mich da, wo meine Couch steht. Oder in der ganzen Welt.
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Ich schreibe dies im Übrigen für die Blogparade Heimatliebe bei Teilzeitreisende, bei man noch bis zum 30.4. mitmachen kann. Es gibt auch was zu gewinnen, aber was ich in der großen Heimatliebe-Landkarte eintragen werde, weiß ich noch nicht.
Meine Heimat ist ganz klar Flandern und zwar ins Besondere die Region der “Kempen”, wo ich aufgewachsen bin. Ich empfinde auch eine Art Heimatliebe zu meinem Volk und zu dieser Region und bin stolz auf ihrer Geschichte und ihrer Kultur. Aber da wohne ich schon seit über 50 Jahre nicht mehr, alldieweil ich ausgewandert bin. Aber in der BRD habe ich nie wirklich eine Heimat gefunden, obwohl ich manche Gegenden mehr mag als andere, weil ich so häufig umgezogen bin und eigentlich nirgends richtig “zuhause” bin. Zu den Leuten die ich in meiner Jugend kannte habe ich seit 50 Jahre keinen Kontakt mehr. Und bei meiner Familie bin ich auch nicht “daheim” weil …. na ja, weil eben … Trotzdem bleibt Flandern meine Heimat und ich schließe nicht aus, dass ich vielleicht auch wieder dahin ziehe. Falls ich mal alt werden sollte.
Hey,
ein sehr schöner Bericht. Ich habe auch schon über das Thema nachgedacht und muss ebenfalls sagen, dass ich durch das viele Umziehen mich an kein Bundesland wirklich halten kann. Wobei es durch mal die positiveren Seiten überall gibt. Dennoch würde ich auch behaupten Heimat ist da, wo ich mich wohl fühle und lebe. ;o)
Liebe Grüße,
Ruby
Hmm wirklich schöner Beitrag. Heimat ist für mich persönlich dort, wo ich mich zu 100 Prozent wohlfühle. Heimat ist für mich auch dort, wo meine Familie ist. Damit meine ich: Mein Mann und meine Kinder. Denn Familie bedeutet für mich Glück und Geborgenheit und damit wieder 100 Prozent Wohlfühlambiente ;)
Klar fühle ich mich in meinem Heimatland Österreich wirklich sehr wohl. Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Mit all den typischen Traditionen des Landes ;)
Da meine Mutter italienischen Ursprung ist, war und bin ich viel im Nachbarsland unterwegs und könnte mir auch vorstellen, irgendwann in Rente mal dort hin auszuwandern.
Aber das ist noch weit in der Zukunft ;)
Lg
Mir fällt dazu spontan eigentlich nur ein Sprüchlein von Karl Jaspers ein:
“Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde.”
Huhu,
ein wirklich toller & sehr informativer Beitrag. Gefällt mir gut & schön ein bisschen hinter die Fassade zu schnuppern :)
viele Grüße zum Wochenende, Heike
@Leo: Vielleicht ist bei dir der Unterschied, dass du von außerhalb Deutschlands kommst. Die Unterschiede innerhalb von Deutschland sind vielleicht nicht immer so markant (wenn man von der Sprache mal absieht!).
Dennoch erstaunlich, dass du dich nie nach Flandern zurückbewegt hast. Aber wahrscheinlich müsstest du dort auch wieder ganz von vorne anfangen – Freundeskreis, Assimilation usw.
LG
Sabiene
@Ruby-Celtic: Das ist etwas, was ich auch gelernt habe. Es gibt überall positive und negative Seiten, man kann überall Freunde finden und etwas unternehmen. In manchen Gegenden fühlt man sich vielleicht nicht so wohl, wie in anderen.
LG
Sabiene
Sehr schöner Beitrag. “Heimat ist für mich da, wo meine Couch steht. ” Das gefällt mir. Ich erweitere ein bisschen: Dort wo meine Couch ist, mein Herz, und die Menschen die ich liebe.
@Brigitte Pons: Da wo meine Couch steht, sind die Menschen die ich liebe …. und die haben meistens die Fernbedienung in der Hand ;-)
LG
Sabienes
Vielleicht trifft es besser, Heimat ist dort, wo die Menschen sind, die ich liebe, und dort stelle ich meine Coutch hin. Heimat hat was mit Verbundenheit zu tun, das muß nicht unbedingt der Geburtsort sein. Früher war der Geburtsort auch anders geprägt, es gab die Familie, den Generationen Vertrag, heute entscheidet die Arbeit und das Geld, auch wenn sich die Seele unwohl fühlt. Der Mensch (zumindest ich) fühlt sich zerrissen, in Verhaltensregeln (Erziehung, Arbeit, Geld), Ziele, die nichts mit Geld zu tun haben und Empfindungen. Ich war schon in vielen Orten, aber eine Heimat, oder so etwas wie ein Heimatgefühl, habe ich bis heute nicht gehabt, und trotzdem Sehnsucht danach! Ich denke, es fehlt mir die Gemeinschaft, ein Dazugehörigkeitsgefühl, doch die Menschen im Liberalismus haben keine Ansprüche auf ein höheres Selbst, es ist der unnatürlich Individualismus, der glaube ich nichts mit Freiheit zu tun hat.
@Frank56: Ich bin einmal quer durch die BRD gezogen. Und deswegen bin ich ganz deiner Meinung. Der Begriff Heimat ist nicht mehr so ganz zeitgemäß. Zumindest in der früheren Bedeutung des Wortes.
LG
Sabienes