Historienlast in Obernburg und die Römer sind Schuld!

11. Juli 2009 Aus Von Sabiene
Historienlast

Historienlast

In der Stadt Obernburg am Main – und das ist zufällig die Stadt, in der ich lebe – hat man es schwer.
Eigentlich kann man in der Altstadt kein Kind im Sandkasten buddeln lassen, ohne das ein Archäologe aus Würzburg dem Ganzen beiwohnt. Denn Obernburg wurde auf den Grundmauern des römischen Kastells ‘Nemaninga’ errichtet.

Historienlast in Obernburg

Zum Beispiel wurde im Jahre 2000 wurde bei dem Abriss eines schäbigen Gebäudes die bisher größte Benefiziarierstation (das war sowas, wie eine Polizeistation) außerhalb der Stadt Rom ausgegraben. Nun hat Obernburg diesen sensationellen Fund aus dem 2. Jahrhundert samt über 30 gut erhaltener Weihesteine und würde dieses ganze Gelumps am liebsten wieder einbuddeln.
Ganz tief.

Ein Römermuseum? Oh mein Gott!

Um diese ganzen historischen Elemente zu würdigen und nicht auf ewig im Würzburger Staatsarchiv einstauben zu lassen, müsste dringend ein neues Römermuseum errichtet werden, denn das alte Museum ist eigentlich schon mit seinem Mitrastempel (auch aus Obernburg) ganz gut überfüllt. Blöderweise gäbe es sogar ganz ordentliche Fördermittel (ich habe was von 11 Mio gehört) von den zuständigen Stellen. Es gäbe sogar noch Finanzspritzen, falls ein solches Projekt nicht kostendeckend läuft. Und nun wird von berufener Seite im Stadtrat (rate mal, um welche Fraktion es sich dabei handelt) hin und her geredet und gerechnet und lamentiert, um das Museumsprojekt endlich tot zu kriegen.
Und damit töten sie die Stadt Obernburg endgültig. Diesem eigentlich ganz hübsche Örtchen wurde durch jahrelanges Missmanagment in der Stadtplanung und Beuteschema der ortsansässigen Immobilieneigentümer jegliche Attraktivität genommen. Und so besteht im Moment die Hauptattraktion von Obernburg im Wesentlichen aus einem Möbelhaus und einer ARAL-Tankstelle.
Ein Museum würde Besucher bringen und positive Impulse für den Einzelhandel. Es würde sich etwas tun, es gäbe neue Perspektiven, Visionen. Aber egal. Sollen doch die Besucher auf der Schnellstraße zwischen Main und Fachwerk weiter fahren, in eine Stadt, die ihre Geschichte zu pflegen versteht und die Geschichte nicht als Historienlast empfindet.

Foto: Historienlast der Römer ©sabienes.de
Text: Historienlast in Obernburg und die Römer sind Schuld! ©sabienes.de