Mythos Weihnachten – Von Midwinter bis zu Christi Geburt
Zuletzt bearbeitet am/vor
Alle Jahre und jenseits aller guten Vorsätze begeben wir uns spätestens Ende November in den Weihnachtsrausch.
Wir planen, backen, basteln, dekorieren, kochen und kaufen, wie die Verrückten und als gäbe es kein Morgen mehr.
Aber was hat das eigentlich mit Weihnachten zu tun? Und was steckt hinter dem Mythos Weihnachten überhaupt?
Inhalt:
Der Mythos Weihnachten
Weihnachten, ein christliches Fest überzieht mit seinem Zimtsterngeruch und seinem Klingelingeling die ganze Welt und manchmal sogar religionsübergreifend. Aber was hat dieses Fest der Feste überhaupt mit dem Christentum zu tun?
Weihnachten und Christi Geburt
Auch wenn es uns nicht passt: Jesus wurde mitnichten am 24. Dezember um 18.00 Uhr als Christkind geboren.
Zeitzeugen legen den Tag seiner Geburt irgendwo in den März. Und man kann diesen Zeitpunkt sogar an Hand von geschichtlichen und astronomischen Daten relativ gut belegen. Obwohl dieses Ereignis einer Niederkunft in einem Tierpferch damals noch relativ unspektakulär gehandhabt wurde.
Die Frühkirche machte sich um den Geburtstag Jesus‘ auch noch keine großen Gedanken, denn sie hatte ganz andere Probleme.
Allerdings bestimmte dann im 3. Jahrhundert die Armenische Kirche Epiphanias, also den 6. Januar (Heilige Drei Könige) zum offiziellen Tag der Geburt Christi.
Wenn wir in der westlichen Welt am 24. oder 25. Dezember Weihnachten feiern, geht dies auf die Feiern zur Wintersonnenwende (Midwinter oder Jul) unserer kelto-germanischen Vorfahren zurück.
Weihnachten oder Midwinter?
An Midwinter wurde die Rückkehr der Sonne mit ihrem lebensspendenden Licht groß gefeiert. Denn dies war in der dunkelsten aller Nächte immer wieder ein spannendes Ereignis – besonders in Mittel- und Nordeuropa. Wird es jemals wieder hell und warm werden? Wird die Natur wieder erwachen oder werden wir mangels Nahrung verhungern?
Mit der Wintersonnenwende kehrte für die Menschen ein Stück Hoffnung zurück.
Die römische Kirche übernahm in ihrem Pragmatismus diesen Zeitpunkt, um die Geburt Christi, dem Licht- und Heilsbringer der Welt, zu begehen. Aber im Vergleich zu heute wurde dies noch nicht so groß gefeiert. Allerdings war es früher üblich, dass im Winter kriegerische Auseinandersetzungen ruhten. Die zwangsverpflichteten Soldaten durften (sofern noch am Leben) nach Hause zurückkehren. Sie brachten an Weihnachten Geschichten mit und auch kleinere Geschenke auf fremden Gegenden. Naja, und manches zerissene Hemd dürfte auch dabei gewesen sein.
Im tiefsten Winter wurden auch viele der verderblichen Vorräte aufgefuttert. Das große Weihnachtsmenü ward geboren.
Die heidnische Seite vom Mythos Weihnachten
Bräuche, wie das Aufstellen von Weihnachtsbäumen, Geschenken, Mistelzweigen, Stechpalmen und sogar Plätzchenbacken sind ihrem Ursprung nach allesamt heidnisch. Sie wurden jahrhundertelang von der Kirche als „fleischliche Extravaganz und Ausgelassenheit“ verteufelt.
So beklagte ein verbitterter Kirchenmann namens Polydor Virgil im 16. Jahrhundert:
“Tänze, Maskeraden, Mummenschänze, Bühnenstücke und andere solche Störungen des Weihnachtsfestes, leiten sich von Saturnalien und Bacchanalen ab; deshalb sollten alle frommen Christen sie auf ewig verabscheuen.“
Aber durchsetzen konnten sich die frommen Männer auf die Dauer nicht.
Wenn man sich vor Augen führt, mit welchem Aufwand heutzutage mancherorts Weihnachten begangen wird, ist man von Saturnalien und Bacchanalen nicht mehr weit entfernt. Und irgendwie wünsche ich mir manchmal ein ganz einfaches Fest zur Wintersonnenwende.
Zu diesem Artikel
Dieser Artikel entstand ursprünglich im Rahmen eines Bloggeradventskalenders. Die beiden Initiatorinnen dieser Aktion bloggen nicht mehr oder nicht mehr in dem Maße. Weil ich aber den Artikel für einigermaßen interessant halte, habe ich ihn umgeschrieben und neu aufgehübscht.
Das 8. Türchen dieses Adventskalenders habe ich damals gemeinsam mit der Bloggerin Karin von Monstermeute & Zeuchs gestaltet. Ihren witzigen Beitrag möchte ich euch nicht vorenthalten, ihr findet ihn samt Fotostory hier.
Alle Fotos: Mythos Weihnachten – Von Midwinter bis zu Christi Geburt ©Sabienes.de
Text: Mythos Weihnachten – Von Midwinter bis zu Christi Geburt ©Sabienes.de
Das passt wie die Faust aufs Auge:

Sehr interessanter Artikel!
Man stelle sich mal vor, Backen wäre heute noch verpönt. Was uns da an Genüssen entgehen würde. (Hauptsache, ich muss nicht selbst backen. :mrgreen: )
@Fellmonsterchen: Wir würden in einem solchen Fall aber kalorienärmer über die Weihnachtszeit kommen!
LG
Sabienes
Das stimmt, allerdings darf man dann nicht doppelt und dreifach im Schokoweihnachtsmannregal zugreifen. :smile:
@Fellmonsterchen: Mir ist jetzt schon schlecht!
LG
Sabienes
Die Kirche hat ja noch mehr alte heidnische Bräuche und deren Termine einfach vereinnahmt – da waren die nie pingelig :-) Was nicht passt, wird passend gemacht!
LG
Tina
@Tina: Die meisten großen Kirchenfeste sind mehr oder weniger heidnischen Ursprungs. Nur bei Pfingsten bin ich mir nicht so sicher, allerdings fällt das in manchen Jahren sehr nahe an Midsommer.
LG
Sabienes
Von den Saturnalien der lebenslustigen Römer ist Weihnachten noch meilenweit entfernt. Die Saturnalienen – zu EHren des Gottes Saturn – endeten ja meist in handfeste Orgien :wink: Aber was nicht ist kann ja noch werden :grin:
@Kiat: Orgiastisch soll es ja auf manch einer betrieblichen Weihnachtsfeier zugegangen sein ;-)
LG
Sabienes
Lauter interessante Fakten, die in meinen Augen ein etwas setlsames Licht auf die liebe Kirche werfen: Alles einsammeln und umwidmen, aber rummeckern, wenn sich die Sache dann verselbständigt. Nach deinem Artikel weiß ich aber nun, dass viel Kelte und Heide in mir steckt, denn gerade deren Erbe zu Wweihnachten mag ich.
@Iris: Seitdem ich mich mit diesem Teil der Geschichte beschäftigt habe, begann ich, Weihnachten in einem positiveren Licht zu sehen.
LG
Sabienes
also wenn Plätzchenbacken „heidnisch“ ist, dann bin ich gerne ein Heide :twisted:
Danke für deinen Beitrag! Wieder mit einem sehr schönen Bild dazu (ich hatte glaube ich schon mal gesagt, dass ich die Idee mit den Titelbildern einfach genial finde)
Grüße Susanne
@Susanne K: Danke, danke, danke!!!!
LG
Sabienes
:razz: Was wahr ist mus auch mal gesagt werden!
@Susanne K: … Genau! Selbst, wenn es nicht stimmt ;-)
LG
Sabienes
Interessant, hätte wirklich nicht gedacht, dass Plätzchen backen als heidnisch bezeichnet wurde. Die wissen gar nicht was ihnen entgangen ist. :)
LG Susi
@Susi: Man hat aber auch keine heidnischen Kokosmakronen gebacken, sondern Abbilder seiner Tiere und die dann für einen Segen an das Grün (z.B. Tannenbaum, Tannenzweige usw) gehängt.
Sabienes
Hast du uns da wieder mal eine nahezu unlösbare Rätselfrage aufgegeben. Mennoooo … ;-)
Dafür kann ich allerdings noch beitragen, dass Historiker, Archäologen, Astrologen, Geologen etc. übereinstimmend der Ansicht sind, dass die Geburt von diesem Knäblein sich nie und nimmer im Jahr Null unserer Zeitrechnung, sondern höchstwahrscheinlich im Jahr 3 vor CH ereignete.
Allerdings ist die übliche Geburtsbestimmung zweifellos noch die aller harmloseste sämtlicher historischen und und theologischen Manipulationen, Vertuschungen und wilden Erfindungen, deren sich die Kirche ins Besondere in den ersten 300 Jahren ihres Bestehens schuldig gemacht hat um die „Heiden“ auszutricksen, politische Koalitionen zu ermöglichen und dem gemeinen Volk der Gläubigen unter der jeweils passenden Knute zu halten.
Wann und wo immer dieser Jesus je beerdigt wurde, hat er zweifellos über vielen Jahrhunderten in seinem Grab derart rotiert, dass man damit gut und gerne eine 100-Watt-Lampe über mehrere Jahrhunderten am Brennen hätte halten können.
@Leo: Ich werde dir diesmal aber keinen Tipp geben, Leo! ;-)
Mit der Zeitbestimmung, bzw. mit dem Jahr von Jesus‘ Geburt hast du Recht.
Ansonsten kann man das den Frühchristen nicht verübeln. Die haben viel mehr Sorge gehabt, nicht als Löwenfutter in einer Arena zu enden, als das sie Zeit für Chroniken oder Tagebucheinträge gehabt hätten.
Die richtigen Geschichtsverfälschungen gingen erst los, als Mönche begannen, Originalskripte zu übersetzen (da wurde aus einer jungen Frau schnell mal eine Jungfrau) und Kleriker sich bemüßigt fühlten, ein paar Wahrheiten zu verdrehen.
LG
Sabienes
Hallo,
das ist ja sehr interessant. Nur gut, dass sich Weihnachten nicht so fromm entwickelt hat, wie es manch einer vielleicht gerne gehabt hätte, ohne Baum, Backen, Singen und Tanzen.
LG Romy
@Romy: Und ohne Saturnalien ;-)
LG
Sabienes
bähhh jetzt lande ich auch schon im Spam bei Dir – oder löscht Du meine Kommentare einfach?
Auf jeden Fall wollte ich Dir zu Deinem schönen Beitrag gratulieren und die Kirche hat einiges umgewandelt. Ich halte mich an den Heidnischen Bereich – egal in welcher Jahrezeit und falle damit kaum auf :-)
LG Mella
P.S. guter Ausgleich zur Türchenpartnerin
Mella: Nein, natürlich lösche ich deine Kommentare nicht und du warst bislang auch nicht in der Spamkiste!!!!
Danke für dein Lob! Ich muss zugeben, dass die Kommunkikation mit Fellmonsterchen sehr gut gelaufen ist und sie irgendwie auch ein bisschen meine Idealpartnerin gewesen ist.
LG
Sabienes
Ja, mir hat die Zusammenarbeit auch Spaß gebracht, und ich sehe uns schon das nächste Jahr wieder als DIABOLISCHES DUO antreten. :wink:
@Fellmonsterchen: Oh ja! Freue mich schon darauf!!
LG
Sabienes
Sehr schöner, informativer Beitrag. Vielen Dank!
Ein fantastische Weihnachtszeit weiterhin!
LG Corina
@Corina: Das wünsche ich dir auch!
LG
Sabienes
Ich gebe Dir absolut recht, einfacher wäre manchmal wirklich besser.
Das fängt schon in der eingenen Familien an, wenn man sieht, mit vielen Spielsachen unsere Kinder zugeschmissen werden.
LG
Daggi
@Daggi: Da kenne ich auch ein paar ganz schlimme Fälle. Es gibt Kinder, die ersticken in Schokoladennikoläuse, weil alle Tanten und Omas welche vorbei bringen..
LG
Sabienes
Hier gefällt’s mir heute besonders gut. Wer braucht schon die Kirche, wenn er Plätzchen haben kann? :mrgreen: Und wer interessiert sich schon für dieses Knäblein, wenn er Zimtsterne und Lebkuchen backen und verköstigen kann (und nein, das habe ich jetzt nicht laut gesagt :cool: )
@Kerstin: Dem Knäblein in der Krippe hätten die Zimtsterne vielleicht gar nicht geschmeckt.
LG
Sabienes
Also, das hätte ich auch nicht gedacht. Nun habe ich wieder was dazu gelernt. LG
Schön, dass sich die „fleischliche Extravaganz und Ausgelassenheit“ gehalten hat :D
Gruß
Fulano
@Fulano: Und das nicht nur zur Weihnachtszeit ;-)
Sabienes
Wenn Backen Hexenwerk geblieben wäre, hätte ich wenigstens ein Ausrede, warum es bei mir in den meisten Fällen nicht klappen will :mrgreen:
Liebe Grüße
@Sandra: LOL!!!!
Sabienes
Hallo Sabine,
vieln Dank für diesenGang in die Geschichte und der Richtigstellung der Mythen.
Dein Bericht ist sehr informativ und spannend zugleich.
Hier zeigt sich wieder, dass es überall nur um Macht geht. Denn wer sie hat oder noch mehr bekommen möchte, legt sich die „Wahrheit“ zurecht. Gerade und auch erst Recht die Kirche, egal welchen Glaubens.
Ich wünsche Dir noch schöne Feiertage.
LG Timm
@NetzBlogger: Ja, Geschichte ist wohl immer etwas Relatives …
Schönes Wochenende
Sabienes