Nachhaltiges Reisen – Wie funktioniert das? ➛ Sieben einfache Tipps
Nachhaltiges Reisen ist spätestens seit den Aktionen von Greta Thunberg und der internationalen Bewegung “Fridays for Future” wieder in unser Bewusstsein gerückt. Davor hatten wir uns vielleicht mit dem Prinzip des “sanften Tourismus” beschäftigt. Und zwischendurch haben wir es schlicht ignoriert. Denn billige Flugreisen und komfortable Kreuzfahrten sind immernoch viel zu verlockend.
Beim nachhaltigen Reisen geht es um den ökologischen Fußabdruck, den wir automatisch hinterlassen, wenn wir unterwegs sind. Also auch um den CO2-Fußabdruck, also das Kohlenstoffdioxid, dass für unseren Traumurlaub in die Luft geschleudert wird.
Und in Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe und der allgemeinen Vermüllung der Erde müssen wir uns einmal mit diesem Thema beschäftigen.
Wahrscheinlich bin ich mit diesem Artikel schon zu spät. Denn mit Sicherheit habt ihr euren Urlaub bereits gebucht oder befindet euch mitten drin. Aber das macht ja nichts, ihr werdet ja (hoffentlich) auch im nächsten Jahr verreisen.
Inhalt:
Nachhaltiges Reisen – Fünf Tipps für einen sanften Tourismus
Mir geht es mit diesem Artikel nicht darum, euch euren wohlverdienten Urlaub zu vermiesen. Dafür reise ich selber viel zu gerne.
Mir geht es hier um Bewusstwerdung und ich will euch anstiften, den ein oder anderen Tipp in Erwägung zu ziehen oder vielleicht sogar umzusetzen.
Tipp 1: Auf Flugreisen verzichten
Machen wir uns nichts vor: Flugzeuge sind die größten Dreckschleudern, ganz dicht gefolgt (oder vielleicht sogar überholt?) von Kreuzfahrtschiffen. Hingegen bieten Bahnreisen die klimaneutralste Art, um von A nach B zu kommen. Zugegeben können wir in einer modernen Welt nicht ganz auf den Flieger verzichten. Aber gerade auf Kurzstrecken ist der Zeitgewinn einer Flugreise fraglich. Der einzige Haken an der Sache ist aber leider der, das Flugreisen meist deutlich billiger, als Bahnreisen sind.
Das ist eigentlich eine riesige Sauerei.
Warum das so ist, könnt ihr in diesem Video lernen:
Tipp 2: Es muss nicht immer All Inclusive sein
Das gilt für Kreuzfahrten, wie auch für Hotelanlagen: Der Gast verlässt sein Urlaubsressort kaum noch und wird auf dem Schiff oder im Hotel abgefüllt und bespaßt bis oben hin. Die Menge der Lebensmittel, die für ein durchschnittliches Buffet verwurschelt wird, ist grotesk hoch. Genauso wie die Menge der Lebensmittel, die danach ungegessen im Müll landet.
Der wirtschaftliche Nutzen für die einheimische Wirtschaft ist dabei nur gering. Die Hotelkonzerne gehören meistens ausländischen Investoren und zahlen im Urlaubsland kaum Steuern. Die Mitarbeiter verdienen Hungerlöhne und die touristischen Gäste verbrauchen Wasser und sonstige Ressourcen.
Das gleiche gilt auch für Kreuzfahrtschiffe. Das Geld, was die Gäste auf einem Landausflug in Venedig oder Dubrovnik lassen, ist relativ wenig.
Alternative: Vermeidet Touristen-Ghettos und bucht lieber in einem örtlichen Hotel oder Ferienwohnung. Begnügt euch maximal mit Halbpension und sucht euch für euren Mittagssnack eine örtliche Bodega, Taverna, Kneipe oder so. In vielen Ländern gibt es auch Bio-Hotels (und Bio-Restaurants, Bio-Läden).
Vielleicht wäre das mal was für euch.
Tipp 3: Fernreisen vermeiden
Bali – supertoll!
DomRep – das Meer!
Namibia – Selbstfindung in der Wüste!
Logisch: Fernreisen sind immer eine tolle Erfahrung! Aber mit meinem Tipp folgt ihr sogar einem der diesjährigen Reisetrends. Er lautet: Weg von den ganz fernen Ländern und im nahen Europa urlauben. Niederlande, Dänemark, Elsass sind von Deutschland nicht so weit weg. Und wenn ihr meine Artikel über die Zwölf außergewöhnlichen Reiseziele gelesen habt, wisst ihr, dass man auch in Liechtenstein und San Marino sehr viel Ruhe genießen könnte.
Der Vorteil ist, dass ihr damit wahrscheinlich automatisch meinen Tipp 1 und Tipp 2 erfüllen könnt: Ohne Flugzeug unterwegs und kein All-Inklusive!
Tipp 4: Müll vermeiden
In fremden Ländern sollte das gleiche gelten, wie auch zu Hause. Also: nehmt euch eine Einkaufstasche zum Shoppen mit, vermeidet To-Go-Becher und Plastikflaschen. Ihr solltet auch vorsichtig mit Klamotten sein. Gerade in der Türkei bekommt man gerne Markenfälschungen angedreht. Und die habt ihr dann zuhause nach dem Waschen im Müll.
Alle Reisedokumente und Reiseführer solltet ihr digitalisiert dabei haben – so weit es vernünftig ist.
In vielen Ländern gibt es keine vernünftige Mülltrennung oder -entsorgung. Überlegt, ob ihr die leere Shampooflasche nicht zuhause entsorgen solltet.
Tipp 5: Nachhaltigkeit im Hotel
Die meisten Hotels in südlichen Ländern haben die Klimaanlage auf Anschlag eingestellt. Aber wenn ihr sowieso den ganzen Tag nicht auf dem Zimmer seid, könntet ihr sie ausstellen oder wenigstens zurückregeln. Das spart nicht nur Strom, auch ihr selbst lebt viel gesünder.
In vielen Hotels gibt es im Bad kleine Plastikpröbchen mit Duschgel und anderem Zeug. Wenn ihr diese Produkte nicht unbedingt braucht, dann lasst sie stehen. Denn sie bestehen hauptsächlich aus Plastikmüll.
Man muss auch nicht täglich sein Handtuch wechseln, nur weil man gerade im Hotel wohnt. Denn daheim macht ihr das ja auch nicht, oder? In vielen südlichen Ländern gibt es oft eine extreme Wasserknappheit, darauf solltet ihr auch beim Duschen Rücksicht nehmen.
Tipp 6: Braucht ihr wirklich einen Leihwagen?
Wir mieten uns auch gerne einen Leihwagen, aber manchmal können wir auch darauf verzichten. Eine Fahrt mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln ist im Urlaub immer ein Zugewinn und Wandern oder Fahrradfahren sowieso. Ein Verzicht auf einen Leihwagen bedeutet nicht nur nachhaltiges Reisen. Ihr spart euch auch die teils dragonischen Strafen für falsches Parken oder zu schnelles Fahren, die euch im Ausland blühen.
Tipp 7: Benehmt euch!
Es ist immernoch so: viele Urlauber benehmen sich in der Fremde wie die Axt im Wald. Und das sind nicht nur deutsche Touristen!
Macht euch mit den Eigenheiten des Reiseziels vertraut, lernt etwas über die Kultur und über die Fettnäpfchen, die dort auf euch warten könnten. Keine Sprache ist so schwer, als das man nicht ein paar Wörter, wie “Bitte” oder “Danke” lernen könnte. Geht mit einem Lächeln durch das fremde Land, seid nett und höflich.
Aber wem sage ich das. Das macht ihr doch sowieso.
Ist es sehr teuer, nachhaltig zu verreisen?
Wahrscheinlich ist es immer so, dass nachhaltiges Leben etwas teurer ist. Und mitunter ein wenig umständlicher, weil man sich um mehr Einzelheiten kümmern muss. Letztendlich zahlen wir aber alle drauf, wenn wir unser Verhalten nicht ändern. Und wenn nicht wir, dann unsere Kinder.
Für ein nachhaltiges Verhalten oder nachhaltiges Reisen muss man kein Bio-Freak sein oder die Grünen wählen. Es genügt ein Blick in unsere Umgebung.
Was habe ich noch vergessen? Habt ihr noch andere Tipps für mich? Erzählt es mir!
Danke für den tollen Beitrag. Ich muss ja sagen, dass wir meistens ein kleines Ferienhaus mieten.
Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche!
@Shadownlight: Ferienhäuser oder Apartments finde ich toll. Nichts ist schöner, als auf örtlichen Märkten oder Geschäften einzukaufen. Nirgendwo lernt man ein Land besser kennen, als im Supermarkt ;-)
LG Sabienes
Hallo!
Danke für den tollen Beitrag! Da sind sehr gute Tipps und Anregungen dabei :D
Ich kann zum Thema das Buch “Fairreisen” wärmstens empfehlen.
Selbst versuche ich so nachhaltig wie möglich zu reisen. Was nicht immer ganz einfach ist, da mein Partner begeisterter Motorradfahrer ist. Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, dann mit dem Motorrad innerhalb Europas (immerhin fliegen wir nicht und wählen primär kleine Pensionen oder Bauernhöfe als Unterkunft). Wenn ich alleine oder mit Freundinnen reise, versuche ich, Bahn oder Bus zu nehmen. Heuer habe ich vor, mit dem Bus nach Bukarest zu fahren. 20 Stunden Fahrt und das Ticket One Way teurer, als hin & retour mit dem Flugzeug. Es ist einfach zum Schreien. Und ich merke, dass es mir bei der Anreise immer wieder schwer fällt, das ökologischere Resiemittel zu wählen. Aber ich mach es trotzdem, weil wir du sagst, wir bezahlen alle.
Für Reisehungrige, die auf Fernreisen nicht verzichten möchten (da hab ich einige in meinem Bekanntenkreis und da beiß ich mir die Zähne aus, wenn ich ihnen sage, sie sollen darauf verzichten), hab ich folgenden Tipp: bleibt umso länger, je weiter die Destination weg ist. Ich zitiere hierfür von der WWF-Seite: “Flüge unter 700 Kilometer sind zu vermeiden, hier empfiehlt sich Bahn oder Reisebus, mit denen man auf kurze Strecken nicht nur klimaschonender, sondern meistens auch schneller am Ziel ist. Für Distanzen ab 700 Kilometer sollten Sie mindestens acht Tage Aufenthalt und ab 2.000 Kilometer mindestens 15 Tage Aufenthalt einplanen.”
Und alle, die nicht auf’s Fliegen verzichten wollen: Bitte kompensiert eure geflogenen Kilometer. Das ist zwar nur ein ganz kleiner Tropfen am heißen Stein, aber immerhin einer.
Habt einen schönen Sommer und reist gut!
LG Sabrina
LG Sabrina
Wir reisen ganz nachhaltig, denn wir bleiben im Land. Zelten um Garten und machen kleine Tagesausflüge. Wenn es sehr heiß wird, verbringen wir die Nachmittage im örtlichen kleinen Schwimmbad. Toller Bericht. LG Romy
Genau, warum in die Ferne schweifen, wenn das gute doch so nah. Wir fahren mit dem Fahrrad zum nahegelegenen Badesee. Kostenpunkt 0 € … Co2-Belastung 0%. Aber bevor man überlegt wo man die Shampoo-Flasche entsorgen kann, vielleicht einfach auf festes Shampoo umsteigen?
@Sabrina: Ich gebe dir vollkommen Recht, besonders was die Reiselänge angeht. Es macht keinen Sinn, für 5 Tage nach Kuba oder so zu reisen. Solche Kurztrips sind leider sehr in Mode gekommen, auch was Städtereisen angeht (Danke, Ryan Air!)
Ansonsten will ich auch niemanden die Fernreisen vermiesen. Aber jedes Jahr eine ferne Destination besuchen muss ja auch nicht sein.
LG Sabienes
@Daggi: So eine Kopplung von Klimaanlage an geöffnete Fenster oder Türen habe ich noch nie erlebt. In den meisten Anlagen oder Hotels gibt die Kiste einfach so ein Hintergrundrauschen ab und läuft vor sich hin. Mülltrennung in der Anlage finde ich auch super.
Ich meine auch nicht, dass man für die Nachhaltigkeit sein Leben lang auf Flugreisen verzichten muss. Es reicht ja, wenn man nicht im jeden Jahr irgendwo hin fliegt.
LG Sabienes
@Ella: Ihr wohnt ja sowieso in einer so genial schönen Gegend! (Glaube ich zumindest … ;-) ) Festes Shampoo oder Duschgel ist eine tolle Alternative. Aber im Urlaub habe ich lieber flüssiges Zeug dabei, als mit einer schlazigen Seifenschale rumzurennen. Zumindest bis jetzt. Ich bin auch noch nicht von allen festen Produkten so ganz überzeugt. Letztens habe ich einmal ein festes Deo ausprobiert und hatte dann richtige Hautprobleme.
LG Sabienes
… oder jeder Mensch pflanzt einen Baum. Dann hätten wir ganze 7700000000 Bäume mehr auf der Welt und unserem Klima würde es auch schon deutlich besser gehen.
Es wäre nur ein Schritt, bei vielen weiteren die wir tagtäglich machen können, aber immerhin.
@Alex: Wir haben in unserem Garten schon einige Bäume gepflanzt! Aber nicht jeder hat die Möglichkeit dazu. Es gibt natürlich auch einige Anbieter, die das für einen übernehmen. Aber ich bezweifle, ob man denen so trauen kann.
LG
Sabienes
Tatsächlich habe ich mich vor einer Weile entschieden, meine Fernreisepläne auf Eis zu legen. Und meinen Neid auf Fernreisende auch. Es gibt in Europa noch so viele schöne Ecken zu entdecken, dass werde ich in diesem Leben eh nicht schaffen. Auch deutsche Urlaubsziele sind mitunter echt prima, wir haben schließlich Seen, Berge und Meere.
Und im Urlaub soll es ja vor allem auch um Erholung gehen. Je kürzer ich anreise, desto mehr habe ich davon. Wenn ich damit noch einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leiste: umso besser.
@Annette: Ich gebe mal zu, dass ich auch gerne Wasser predige. Denn am liebsten würde ich im nächsten Jahr nach Island fahren. Wir sind aber ansonsten nicht unbedingt die großen Fernurlauber. Und Deutschland oder die Nachbarstaaten haben einiges zu bieten. Was mich echt stresst, ist aber auch, dass Flugreisen billiger sind, als Bahnreisen.
LG
Sabienes