Die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2015
Es dürfte nicht allzu viel Menschen geben, die sich freiwillig eine Neujahrsansprache anschauen. Denn zum einen nimmt Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin sein Volk regelmäßig am 31.12. zur besten Raclette-Zeit ins Gebet, zum anderen hatte Helmut Kohl während seiner Schaffenszeit mit seinen gebetsmühlenartigen Ansagen eine Kultur der ödesten Ödnis eingeführt, so dass einem solche Events eher abgestoßen haben. Das gipfelte sogar darin, dass 1986 versehentlich die Neujahrsansprache vom Vorjahr ausgestrahlt worden ist. Peinlich nur, dass dieser Fauxpas (angeblich) niemanden aufgefallen ist.
Ansonsten sind Neujahrsansprachen hauptsächlich etwas für Journalisten, Politologen und Einsame.
Die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin
Man mag von Angela Merkel halten, was man will. Aber der Umstand, dass es in ihrem Team jemanden gibt, der richtig gute Reden schreiben kann, sollte man ihr als Pluspunkt anrechnen. Denn dies zeugt für ein glückliches Händchen in der Personalpolitik.
Zumindest, was die Büro-Domestiken betrifft.
Gewandet wie ein Knallbonbon in pinkem Satin saß diesmal die Kanzlerin vor der Reichstagskulisse und sprach klare Kante gegen die Pegida und sonstige Volksverhetzer. Natürlich wäre es naiv zu glauben, dass nun Angi und Joachim ihr Gästezimmer für einen kriegstraumatisierten Syrer räumen werden. Aber als Signalwirkung sind solche Aussagen nicht zu überschätzen.
Sogar die TAZ hatte nichts zu meckern und die AfD ist nun angesäuert. Was beiderlei in gewisser Weise jeweils auf andere Weise disqualifiziert.
Den einzigen Malus, den ich bei dieser Rede empfinde, ist die Beschwörung des Wir-Gefühls – ein WIR aller Deutschen, und dies im Zusammenhang mit dem Sieg der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM.
Liebe Frau Merkel: Die deutsche Fußball-Mannschaft hat die WM in Brasilien gewonnen, obwohl du die verschwitzten jungen Männer in ihrer Kabine besucht hast. Denn bekanntlich gelten deine Stippvisiten ja als schlechtes Omen. Sie haben gewonnen, weil hier Leute arbeiten, die ihr Handwerk verstehen und wissen, was sie tun.
Dies nur mal so als Inspiration an deine Kabinettsmitglieder.
Foto: Die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2015 ©sabienes.de
Video: Neujahrsansprache ©tagesschau.de
Text: Die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2015 ©sabienes.de

Treffender lässt sich die Ansprache nicht beurteilen. Deine Worte hätten die Fernsehoberen gleich im Anschluss daran als Kommentar senden sollen. Ich hätte gern gewusst, welche Ümstände dich dazu gebracht haben, die Ansprache anzusehen, na ja geht mich eigentlich auch nichts an. Auf alle Fälle gefällt mir Dein Text.
LG Felicitas
Erstklassige Beurteilung der Ansprachen. Es wäre schön, wenn die mal jemand ins Bundeskanzleramt schicken würde.
Übrigens schaue ich mir diese Jahresansprachen nie an. Ich lese sie nachträglich, sobald sie irgendwo in Wortlaut veröffentlicht werden, meist bei der “Zeit”. So kann ich die Lölö- und Blabla-Teile schnell überspringen.
Nur eine Frage habe ich: heißt das nun “pinkem” oder “pinkenem” ;-)
… am pikstgen
Ich will mal ganz ehrlich sein. Ich habe die Rede nur am Radio gehört und fühlte mich überhaupt nicht angesprochen. Womöglich hat mich ihr pink-gefärbtes Gewand nicht abgelenkt. Bis auf die Mahnung vor Pegida, kam es mir so vor, als ob sie zu ganz Europa sprach. Abgesehen davon suggerierte mir das ein Vorschreiben, was man zu Denken hätte, ein.
Da war mir die Rede von MP Seehofer an Bayern wesentlich lieber. Da merkt man, der ist eben halt doch einer von uns (Bayern). [ Link: http://www.br.de/nachrichten/ansprache-neujahr-seehofer-100.html ] ;-)
@Felicitas: Nein, die habe ich mir natürlich nicht live angesehen, zu diesem Zeitpunkt war ich längst im Feiermodus! Sie hat mich erst interessiert, nachdem ich in der Tageszeitung einen Bericht darüber gelesen hatte.
LG
Sabienes
@Leo: Ich schaue sie mir auch nicht an und meistens lese ich nicht mal nachträglich in der Zeitung davon.
Es heißt eigentlich “pinkem mit einem Hauch ins Bleu”
LG
Sabienes
@Bunny: Die Pikten waren aber blau!
LG
Sabienes
@Adelhaid: Den Seehofer ignoriere ich noch mehr, als ich die Angi ignoriere. Bayern hin oder her. ;-)
LG
Sabienes
Sind eben doch beide von der gleichen Partei. ;-)
Und ich bin eigentlich jemand, der in Franken lebt, nicht in Bayern.
@Adelhaid: Ich habe heute gelesen, die CSU sei der folkloristische Wurmfortsatz der CDU. Das ist natürlich eine ungeheuerliche Bemerkung, ich finde sie aber trotzdem lustig.
Ich lebe auch in Franken, aber mein Herz schlägt für Oberbayern. Und trotzdem mag ich den Seehofer und seine Truppe nicht.
LG
Sabienes