Nothing really matters … Trübe Gedanken um den eigenen Tod
Vielleicht liegt es bei mir am Alter.
Oder vielleicht liegt es daran, dass wir in der Familie einen Todesfall gehabt haben, ebenso mehrere im Bekanntenkreis.
Vielleicht liegt es auch an meiner kranken Lust am Melodram und an einem Hauch Defätismus.
Aber ich mache mir so Gedanken …
Inhalt:
Bohemian Rhapsody
Zum Beispiel weiß ich bereits seit Jahren, dass – falls ich einmal sterben sollte, der Ausgang der Verhandlungen ist allerdings noch ungewiss – bei meiner Beerdigung die „Bohemian Rhapsody“ von Queen gespielt werden solle.
Nicht nur, weil ich ein absoluter Fan dieser britischen Band bin, die sich nach dem tragischen Aids-Tot von Freddy Mercury aufgelöst hat.
In diesem Lied wird mein ganzes Leben erzählt, die Höhen und Tiefen, die Zweifel, die Selbstüberschätzung, das ewig pompöse Ego. Um am Ende zu dem Ergebnis zu kommen:
„Nothing really matters …“.
Postmortale Wünsche
Aber ich habe festgestellt, dass ich nicht die einzige bin, die postmortal ihren Angehörigen noch ein paar Aufgaben aufs Auge drücken will.
Und spezielle Musikwünsche oder aber auch Gebete wären hier noch das geringste Problem. Es sei denn, es muss dafür der Tölzer Knabenchor engagiert werden. Auf den testamentarischen Wunschzetteln wird auch über die Frage der Erdbestattung („Bloß nicht!“) oder Feuerbestattung („Auf gar keinen Fall!“) bis hin zur Seebestattung sinniert.
Dazu könnte man sich auch rechtzeitig Gedanken über die Möglichkeit von Baumgräbern oder Rasengräbern machen, wenn einem der örtliche Friedhof nicht so genehm ist.
Kostenfaktor Todesfall
Dass sie mit einem solchen Forderungskatalog ihre Kinder und Kindeskinder in arg finanzielle Nöte bringen könnten, ist vielen Leuten gar nicht bewusst.
Früher wurden die Kosten noch zu einem Teil von der Krankenversicherung abgedeckt. Heute zahlen die Hinterbliebenen für ein Begräbnis schnell mal ein paar tausend Euro. Den obligatorischen Leichenschmaus und den Grabstein einmal nicht mitgerechnet.
Viele alte Leute sparen extra für ihre Beerdigung, manche schließen dafür sogar eine Sterbegeldversicherung ab, welche auf Grund ihrer niedrigen Beiträge auch als Klein-Lebensversicherung bezeichnet wird.
Eine Begriffsfindung, die ich etwas fragwürdig finde.
Fazit
Ich denke, eine Beerdigung sollte auf jeden Fall in einem würdigen Rahmen stattfinden, sie dient aber in erster Linie den Angehörigen zum Abschied nehmen.
Der Verstorbene hat (wahrscheinlich) nichts davon, er wird nicht früher oder schneller in den Himmel steigen, wenn ein Ave Maria mehr oder weniger gebetet wird.
So gesehen ist mein persönlicher Wunsch natürlich unwichtig, denn wie ich schon sagte:
„Nothing really matters … to me!
Vorab gleich mal gesagt: jeder soll so gebettet werden, wie er sich das wünscht! ;-) Mir zB. ist es durchaus recht, wenn ich auf einem ganz normalen Friedhof bestattet werde, denn meiner sterblichen Hülle wird es egal sein, wo sie “wieder zur Erde zurückkehrt”.
Ich hatte zB. mal einen Fall, bei dem jemand testamentarisch festgelegt hatte, dass er in seinem Garten in einer Säule aufbewahrt werden wollte (verbrannt also). Wirklich glücklich waren die Hinterbliebenen darüber allerdings nicht…
Man sollte wirklich die Hinterbliebenen bedenken und sich schon etwas “Pflegeleichtes” wünschen. Ich möchte nicht, dass meine Lieben später einmal über mich und meine aufwändige Grabstelle fluchen. Mein Vater hat sich genau aus diesem Grund eine anonyme Grabstätte gewünscht (ist aber auch ein bisschen komisch, wenn man gar nicht weiß, wo der Vater begraben ist….)
LG von Rana (ich liebe ansonsten Friedhöfe…)
Solche Gedanken wie deine finde ich ganz normal. Ich stelle oft hierzulande fest, dass viele Menschen Angst vor dem Tod haben. Da ich selbst mehrere Nahtoderlebnisse hinter mir habe, stellte ich für mich persönlich fest, dass der Tod nichts Schlechtes ist. Der Vorgang des Sterbens kann bisweilen sehr schmerzhaft sein.
Vielleicht bin ich auch anders geprägt. Wer mein Buch gelesen hat, weiß, dass ich bereits als Kind am Grab meines ersten Lehrers drei Tage lang die Totenwache gehalten habe. Ein Falke leistete mir Gesellschaft. Später erfuhr ich, dass dieser Falke Wächter des Grabes war.
Ich stimme dir voll zu, dass in dieser Gesellschaft sich jeder Gedanken machen sollte, was seine Beerdigung angeht. Wenn ich mich an den Tod meiner Stiefmutter erinnere, da habe ich bei ihr Nachtwache gehalten – die beiden Männer – mein Vater und mein Halbbruder . waren nicht in der Lage dazu. Ich schloss auch mit meiner Stiefmutter Frieden! Das erleichterte ihr sehr den Abschied. Und später organisierte ich die Beerdigung, da war nichts vorbereitet.
Mein Vater hatte sich zwar eine Art Checkliste gemacht, was er erledigen müsste. Da standen so Punkte drauf wie “Schweiß von Stirn abwischen!”. Ich bekam mal seine Kladde in die Finger, das stand wirklich drauf und da war ein Häkchen am Zeilenende. Also hat er seiner sterbenden Frau den Schweiß von der Stirn gewischt und ein Erledigungshäkchen gemacht.
Da sage ich nur: Dem Ingeniör ist nichts zu schwör!
Mein Halbbruder wollte erst gar nicht von Miami kommen, um seine Mutter zu sehen. Da aktivierte ich eine Frau, die mit ihm in die gleiche Klasse gegangen war. Die rief ihn an und faltete ihn zusammen: “Beweg deinen Arsch, deine Mutter liegt im Sterben!” Dann bequemte er sich, einen Flug zu buchen …
@MestraYllana: Wenn jemand seinen Angehörigen eine solche Forderung stellt, lässt das schon sehr tief blicken, was da zu Lebzeiten interfamiliär abgegangen ist.
Vielleicht sollte man ab und zu auf ein Erbe verzichten …
LG
Sabienes
@Rana: Eine ganz anonyme Grabstelle ist schon schwierig für die Hinterbliebenen, besonders wenn ihnen der Grabbesuch ein Bedürfnis ist.
Wenn ich das Grab meines Vaters besuchen möchte, muss ich über 400 Kilometer weit fahren. Aber ich kann immer und überall an ihn denken und tue dies auch.
LG
Sabienes
@Kiat: Ich bin davon überzeugt, dass das viel mit dem christlichen Glauben zusammenhängt, wie wir mit diesem Thema umgehen.
Andererseits wird in Mexiko an Allerheiligen ein Fest auf den Gräbern gefeiert – finde ich viel vernünftiger!
LG
Sabienes
Ich wollte es hier nicht unbedingt breittreten, aber Schwierigkeiten gab es da in der Familie immer, das war bekannt. Ich finde es halt ein bisschen heavy, wenn man noch über den Tod hinaus jemandem etwas “zufleiß” tun möchte. Wer will denn schon eine Urne im Garten haben?
LG Katharina
@MestraYllana: Das klingt wirklich heavy!
Ich würde mich verweigern.
LG
Sabienes
@sabienes: Erst neulich erzählte mir eine an Krebs erkrankte Frau – sie ist jetzt auf Morphium gesetzt, dass sie einen Tagtraum hatte – ganz realistisch – alles in Farbe und ganz scharf – normalerweise kann diese Frau kaum noch sehen: Sie sah ihre Schwester, die sagte zu ihr: Komm zu uns rüber, hier ist es sehr schön – keine Schmerzen!
So etwas ist für mich keine Spinnerei, wirklich nicht! Meiner persönlichen Überzeugung ist die Glaubenslehre der Christen eine verkappte Version von der Reinkarnation.
Was Beerdigungen angeht, da habe ich schon Beerdigungsfeiern erlebt, da ging es sehr lustig zu. Grund: Da wurden Sachen über den Verstorbenen erzählt, die zum Schmunzeln geeignet waren. Einige Betschwestern waren pikiert. Ich finde das in Ordnung: So blieb der Verstorbene in fröhlicher Erinnerung.
Dazu fällt mir eine Anekdote von einem Rabbi ein. Der Rabbi war verstorben, all sein orthodoxen Schüler versammelten sich und sangen tagelang Klagelieder. Das wurde der Witwe zuviel. Sie stieg aufs Dach und schlug mit dem Beil ein Loch hinein. Da verstummten die Klagelieder und die Seele des Verstorbenen konnte ins Freie und in den Himmel hinaufsteigen ;-)
schwere kost für diese bettzeit …. dennoch:
a) ich liebe queen, ich habe, so jung ich auch war geweint um freddy …
b) ich finde es eigentlich nicht schlimm ein paar wünsche für die beerdigung zu haben – ein bestimmtes lied, meinetwegen auch mehr, aber bei mir wäre ende, wenn sich jemand eine party am grab wünscht … was wir in unserer familie schon hatten …ich war da noch zu klein und nicht dabei, weiß aber wie schwer es allen gefallen ist und finde es ziemlich unüberlegt sich so etwas zu wünschen – das beispiel mit der säule (kommentare) wär auhc nicht so meins muss ich zugeben, eine seebestattung aber ist etwas schönes, selbst wenn das “grab” nicht da ist, es ist ein schönes gefühl am meer zu stehen und jemandem nah zu sein ….
@Elli Spirelli: Ein Party am Grab, so wie man es in Mexiko praktiziert, ist nur schön, wenn es alle machen, wenn es also im Konsenz mit den Mitmenschen geschieht – ansonsten kommt es wahrscheinlich gar nicht gut. Eine Seebestattung fände ich auch schön, aber zugleich sehr aufwändig für die Angehörigen.
Ach, es ist wirklich egal … für mich.
LG
Sabienes