NSU-Prozess in München und die schlechte Planung
Zugebenermaßen ist dies nun kein passendes Thema für den Ostersamstag.
Aber dieser gottverdammte NSU-Prozess war für mich neben dem schlechten Wetter der Aufreger der letzten Woche.
Inhalt:
NSU-Prozess
Am Oberlandesgericht München sollen demnächst der Prozess gegen die Mitglieder der neofaschistischen Gruppierung NSU starten, bei denen es um rechtsextremistisch motivierte Morde unter anderem an Türken gehen wird.
Klar, dass solche Verhandlungen ein internationales Interesse finden werden. Und auch klar, dass man besonders in der Türkei auf Deutschland, bzw. München blicken wird.
Oberlandesgericht München
Blöd, undiplomatisch und äußerst ungeschickt ist es in diesem Zusammenhang natürlich, wenn das Oberlandesgericht München die Platzverteilung für die Presse so organisiert, dass für die türkische Journalisten keine Stühle mehr übrig bleiben.
Man könnte sich nun überlegen, ob dies von den Veranstaltern so gewollt gewesen ist.
Denn es besteht nicht mal die Möglichkeit, dass Vertreter der großen deutschen Medienanstalten, wie ARD und ZDF ein paar ihrer Plätze an türkische oder andere internationale Medien abtreten.
Hätte der Hausmeister des Oberlandesgerichts mit den Journalisten das beliebte Kinderspiel “Reise nach Jerusalem” gespielt, würde die hier praktizierte Sitzverteilung nicht wesentlich mehr in die Diskussion stehen.
Obwohl ich nicht zu übermäßigem Patriotismus neige, wäre ich auf ein Land, in dem ein Prozess um die Ermordung meiner Landsleute dermaßen gehandhabt wird, ziemlich sauer.
Klappstuhl
Ich kenne eine Frau, die es an Weihnachten niemals pünktlich in die Christmette geschafft hat.
Deswegen nahm sie immer für sich und ihre Enkelkinder ein paar Klappstühle mit und stellte diese ganz vorne am Altar des überfüllten Gotteshauses auf – sehr zur Belustigung des Pfarrers und der anderen Kirchenbesucher.
Könnte man nicht einfach ein paar Klappstühle “ausgraben” und damit die fehlenden Plätze in den Räumen des Oberlandesgericht aufstellen?
Mit ein bisschen gutem Willen sollte dies doch möglich sein, oder?
Na, die Klappstühle lieber nicht ausgraben (das wird, so fürchte ich, ohnehin geschehen, wenn die “Veranstalter” ihren Kurs weiterfahren), sondern lieber einfach hinstellen. Ganz großartig wäre es, wenn die deutschen Berichterstatter, die mit Sicherheit für einige Medien doppelt und dreifach vertreten sein werden, einfach mal in Eigenregie die türkischen Kollegen zu Mitarbeitern auf Zeit machen würden, damit sie einen Stuhl bekommen. Ansonsten ist das alles grad nur eine peinliche Posse.
@Iris: Peinliche Posse, stimmt! Zumal es bei den Ermittlungen auch schon einige Ungereimtheiten gegeben hat.
LG
Sabienes
“einige Ungereimtheiten”….?! Ich würde sagen, mittlerweile stinkt das ganze Verfahren zum Himmel. Mich würden da ja einige Punkte interessieren, allen voran die Rolle unseres Verfassungsschutzes.
Ich meine: Wie doof kann der Rechtsstaat sein, sich dermaßen dem Verdacht der Mauschelei auszzusetzen, gerade bei diesem Thema :roll:
@Broken Spirits: Die Rolle des Verfassungsschutzes wäre mal so oder so interessant!
Sabienes
@Iris: Vielleicht haben sie sich gedacht, dass es keiner merkt?
LG
Sabienes
Fassen wir doch zusammen: Da zieht eine kleine hochkriminelle Gruppe über zehn Jahre durch diese Republik und ermordet Menschen, darunter acht türkischstämmige! Die Polizeibehörden suchten jahrelang die mutmaßlichen Täter im türkischen Umfeld! Etwas anderes kam anscheinend nicht in Frage. Bei dem Prozess gegen die Reste dieser Gruppe, der am 18. April beginnt, handelt es sich eindeutig um einen politischen Prozess! Aber genau das wollen die politisch Verantwortlichen verhindern! Das Aussperren von türkischen Beobachtern ist nicht nur dumm, sondern gewollt! Es soll der falsche Eindruck vermittelt werden: Das ist ein ganz normaler Prozess! Auf keinen Fall politisch!
Sonst könnten ja auch Fragen gestellt werden wie: “Wieso brennen immer nur Häuser, in denen Türken wohnen?” Schauen wir nach Backnang, jüngst nach Köln!
Mit der sturen Haltung des OLG in München – personifiziert durch seinen Präsidenten Huber – macht sich diese Republik nicht nur lächerlich, sondern schadet seiner Reputation. Das passt sehr gut zu dem Artikel in StZ, die Volker Lösch zu Wort kommen lässt:
“Die Häme in Ländern der sogenannten Dritten Welt ist besonders groß, galt derlei ausgestellter Dilettantismus doch bisher als Merkmal ihrer eigenen, rückständigen Wirtschaftsweise.”
Deutschland macht sich nicht mit der OLG-Posse in München lächerlich, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass die “Elite” dieser Republik keine Großprojekte durchführen kann! Hier zeigt sich geballte Inkompetenz, sh. S21, Großflughafen Berlin, U-Bahn Köln etc.
Wann schicken wir diese inkompetenten Politiker einfach nach Hause?!
@Kiat: Das Zitat von Lösch ist klasse!
LG
Sabienes