Plädoyer gegen Rassismus und für mehr Toleranz
Nachdem ich am Sonntag einen Artikel über die Burka und ein Verbot solcher gesichtsverhängenden Trachten geschrieben habe, versammelten sich in Dresden über 10.000 rechtspopulistische Demonstranten zu dem selben Thema. Initiator ist eine Bewegung mit dem an sich schon entlarvenden Namen “Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes”, kurz Pegida.
Wenn ich sowas höre, geht mir der Hut hoch.
Inhalt:
Was ist die Pegida?
Dieses Bündnis wurde von einem gewissen Lutz Bachmann ins Leben gerufen und sammelt etliche Wutbürgern aus dem rechten Spektrum um sich. Da sind z.B. Leute dabei, denen es in der NPD zu langweilig geworden ist oder denen die AfD zu kompliziert scheint. Wenn man sich dabei vor Augen führt, dass die AfD frustrierte FDPler und CDU/CSUler rekrutieren konnte, kann einem ganz anders werden.
Bei Pegida finden Menschen eine Heimstatt, die sich vor der zunehmenden Islamisierung und dessen Radikalisierung fürchten und Sorge tragen, dass ihre “Enkeltöchter später einmal eine Burka tragen müssen”. Natürlich mögen sie auch keine Asylanten und natürlich taugt in ihren Augen jeder Türke lediglich als Dönerkoch.
Radikalisierung des Islams
Sieht man sich die Nachrichten an, so wirkt die zunehmende Radikalisierung des Islams – Stichwort Islamischer Staat (IS) – zu Recht beängstigend. Auch der Umstand, dass anscheinend etliche junge Männer in Deutschland mit diesen machtbessenen Reaktionären sympathisieren, ist mehr als Besorgnis erregend.
Aber wer auf Hass mit Hass reagiert, macht sich doppelt schuldig.
Im Übrigen halte ich es für dringend nötig, dass Organisationen, wie der Zentralrat der Muslime, eindeutig und öffentlichkeitswirksam zu solchen Terroranschlägen Stellung beziehen.
Plädoyer gegen Rassismus und für Toleranz
Mich persönlich stört es im Moment sehr, dass ich mit mit meinem Plädoyer gegen Burkas genau die Parolen geschrieben habe, die sich dieser Pegida-Lutz mit seinen Brüdern auf die Fahnen schreiben.
Ich will mich aber nicht in die Ecke des Rassismus drängen lassen, weil ich der Meinung bin, dass es nicht nur Schwarz oder Weiß gibt.
Ich kann gegen Burkas wettern, weil ich sie in Deutschland als unangemessen empfinde. Das heißt auf keinen Fall, dass ich deswegen die Burkaträgerin selber als Mensch verachte oder Muslime nicht mag. Ich verachte auch niemanden wegen seiner Religionszugehörigkeit oder gar wegen seiner Kleidung.
Ich finde, Toleranz ist keine Einbahnstraße. Toleranz bedeutet auch, dass ich meine Meinung sagen darf, sei es über religiöse Artefakte und Bräuche oder politische Maßnahmen in anderen Ländern. Dennoch werde ich jeden einzelnen Menschen erst einmal tolerieren.
Und lieber lasse ich mich als naiv bezeichnen, als dass ich mich ins rechte Lager begebe.
Deswegen dieses Plädoyer.
Liebe Sabienes,
eine weitgehend ähnliche Sicht habe ich auch. Allerdings muss ich für mich hinzufügen, dass mir Religionen, egal welche schon ein Dorn im Auge sind, seit ich mich mit 14 Jahren aus meiner streng katholischen Erziehung befreit und diesen manipulatorischen Gehirnwäschevereinen eine Absage erteilt habe.
Im Ursprung sehe ich Religionen immer nur als Regelwerke für Gesellschaftsformen, die von den jeweiligen Machthabern zu ihren Gunsten ausgelegt wurden und werden. Gib dem Menschen eine glaubhafte Erklärung für seine Existenz und erzähle ihm er lebt nach dem Tod weiter, dann bleibt er arbeitsam und friedlich in dieser Welt.
Also ja, wir müssen schon gegen die Gehirnwaschsalons (egal welche) vorgehen, wenn sie unsere Gesellschaft verändern und uns und unsere Mitmenschen missbrauchen wollen.
Dennoch bleiben wir alle Individuen und wir sollten auch unsere Mitmenschen als solche sehen und behandeln. Hass ist nie eine Lösung, er verschlimmert nur.
“Wo Liebe wächst, gedeiht Leben – wo Hass aufkommt droht Untergang.”
Mahatma Gandhi
Liebe Sabienes,
Deine Einlassung zu den Kleidungsumtrieben ist tadellos. Dein Plädoyer ebenfalls. Dass Du dich dazu genötigt fühlst magst um Dich gegen die dumpfen Rechten abzugrenzen ist zwar lästig, dadurch nimmst Du denen aber auch wirkungsvoll den Wind aus den Segeln. Es kann nicht gestattet werden, vernünftige Argumentationen als Rechtfertigung für schwachsinnigen Chauvinismus zu missbrauchen.
Ich schließe mich Mannis Einschätzung zu Religionen im Allgemeinen an und rege hiermit ein Verbot zur Verbreitung von Religionen durch die UNO an – zum Schutz der Menschlichkeit.
Am 12. 12. las ich bei Spiegel Online, Pegida ist die neue Abkürzung für die neue ausländerfeindliche Bewegung. Da dachte ich mir, das habe ich schon einen Tag vorher gelesen, also nichts Neues!!! —Es ist schade, dass deine so vernünftigen und nachvollziehbaren Gedanken einem den Glauben geben, sich noch dafür zu rechtfertigen müssen. Für mich ist deine Haltung weder naiv noch rechts. LG Felicitas
@Manni: Für viele Menschen ist ein Glaube wichtig und für manche ist es wichtig, dass ihr Glaube durch eine Religion instrumentalisiert wird. Das kann man nicht ändern. Aber es könnte ja auch ohne Fanatismus gehen.
LG
Sabienes
@Bunny: Zumindest die monotheistischen Religionen sollten verboten werden ;-)
LG
Sabienes
@Felicitas: Ich bin schneller als Spiegel Online? Toll.
LG
Sabienes
Ich bin da gerne auch naiv als rechts, aber im Grund total außen vor. So schaue ich mir einfach mal den Eintrag über Lutz Bachmann in der guten alten Wiki an, und frage mich, ob denn so ein “Führer” aussehen soll. Das liest sich jetzt doppelzüngig, ist aber nicht so gemeint. Die Vita des Herrn spricht für sich.
Wenn man logisch denkt, und nichts anderes im Sinne hat, als das bestehende System zu stürzen, sollte man sich evtl. gerade eben mit anderen Neulingen im System zusammentun, anstelle sie abzugrenzen. Möglicherweise haben die mehr “Durchschlagskraft” als alle “Wutbürger” und “Gutmenschen” gemeinsam. Man muss sie nur überzeugen. Religion und andere Anschauungen sollten sich nicht zwischen die Menschen drängen.
Insofern ist mein Kommi aber – und ich wiederhole mich gerne – total gegenstandslos, weil ich mit dieser ganze Sache nicht befasst habe.
@Adelheid: Naja, sooo gegenstandslos war dein Kommi ja auch nicht ;-)!
Ich finde, Religion und Staat sollten immer getrennt sein. In allen Ländern.
LG
Sabienes
Ich wünschte, dass mehr Leute wie du über ihre Standpunkte kritisch nachdenken und sachlich argumentieren.
Nein, ich glaube nicht, dass man automatisch fremdenfeindlich oder rassistisch ist, weil man einzelne Verhaltensweisen wie z. B. die Verhüllung der Frau hinterfragt und kritisiert. Es spielt für mich eine große Rolle warum man fordert, die Burka zu verbieten. Geht es darum, eine Menschengruppe aus dem Land zu ekeln, indem man das Klima unangenehm gestaltet? Oder geht es einem eher darum, dass alle Frauen hier die gleichen Freiheiten genießen dürfen, egal wie lange ihre Vorfahren hier schon leben? Letzteres halte ich für sinnvoll.
Ich bin als Frau dagegen, wenn Frauen wegen ihres Geschlechts schlechter behandelt werden, als Männer. Ob das nun durch religiöse Gründe, durch Gesetze, durch geringere Bezahlung für gleiche Arbeit oder durch sonstige Gründe geschieht. Und dabei ist für mich auch unerheblich, woher jene kommen, die Frauen benachteiligen wollen oder welche Auffassung von Religion derjenigen haben. Die Benachteiligung der Frauen wegen des Geschlechts verstößt gegen das, was ich mir als Bürgerrecht durch das Antidiskriminierungsgesetz garantiert sehe. Und wegen diesem Gesetz glaube ich nicht an die Prophezeiungen, dass hier bald alle weiblichen Wesen Burka tragen müssen.
Und es gibt ja auch einige Moslems (und nicht nur Frauen) die gegen Verschleierung sind. Ebenso haben sich schon einige Moslems von den religiösen Fanatikern distanziert. Das sollte man momentan nicht vergessen. Und mit denen sollte man in den Dialog treten und nach menschenwürdigen Wegen suchen.
@Cecilia: Ich stimme dir in allen Punkten zu, liebe Cecilia. Aber ganz besonders gut gefällt mir die Aussage, dass man sich immer genau hinterfragen muss, WARUM man gegen Burkas ist.
LG
Sabienes