Schulreformen zum Beispiel in Bayern und die Elitenförderung
Es ist beileibe nicht so, dass das Schulsystem in Bayern oder in den anderen deutschen Bundesländern nicht die ein oder andere Reform vertragen könnte. Aber über den Irrwitz der letzen Schulreformen kann man nur den Kopf schütteln und dankbar sein, wenn die eigenen Kinder der allgemeinen Schulpflicht bereits entwachsen sind.
Denn ständig erfährt man von neuen, hochpädagogischen Lehransätzen, die sofort in die Lehrpläne eingepflegt werden müssen. Einmal sollen die Noten abgeschafft werden, ein anderes Mal das böse Sitzenbleiben und die Rechtschreibung sowieso.
Und an der Spitze der von großmäuligen Kultusministern organisierten Reformen der letzten Jahre steht die Umstellung der Gymnasien von 9 auf 8 Schuljahren – die G8 oder das Turbo-Abi.
Inhalt:
Schulreformen in Bayern
Irgendwann schielte Deutschland zu den Schulsystemen anderer europäischen Länder und stellte mit Erschrecken fest, dass die Niederländer, Briten, Franzosen usw. viel schneller die Hochschulreife erlangen, studieren und dadurch mindestens ein Jahr früher dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Da musste man schnell reagieren, allen voran die damals unsägliche Bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier, die ihre eigenen Kinder vorsichtshalber in Montessori-Schulen unterbringen konnte.
Also beschloss man trotz Proteste von Eltern und Lehrern, aber “Zum Wohle der Kinder” ein paar gewichtige Schulreformen. Unter anderem wandelte man das neunstufige Gymnasium (G9) in ein achtstufiges (G8) um und aus der praktischen dreistufigen Realschule wurde eine sechsstufige.
Die Disqualifizierung der Hauptschulen
Das bedeutet im Klartext, dass in Bayern die Kinder spätestens ab Ende der 3. Klasse auf einen Übertritt an eine weiterführende Schule – Realschule oder Gymnasium – heftig gecoacht werden müssen.
rüher kamen die guten Schüler nach der 4. Klasse aufs Gymnasium. Die Nachzügler bekamen noch zwei Jahre Zeit und wechselten nach der 6. Klasse auf die Realschule. Und ein guter Qualifizierter Hauptschulabschluss war tatsächlich noch was wert.
Heute findet man in den Hauptschulklassen häufig Kinder mit einem schwierigen Hintergrund, ein gewisses Milieu schaukelt sich hier gegenseitig hoch.
Viele bayerische Hauptschullehrer beklagen, dass sie für den Unterricht Kenntnisse in Russisch, Türkisch und Selbstverteidigung bräuchten. Ein normaler Unterricht sei dadurch kaum noch möglich. Gegen die fortschreitende Disqualifizierung der Hauptschulen helfen auch so halbherzige Lösungen, wie der bayerische M-Zug nicht.
Inzwischen drängen Realschüler in typische Hauptschulberufe, weil Abiturienten die angestammte Lehr-Berufswelt der Mittleren Reife übernehmen.
Und die Lehrherren klagen unisono, dass ihre neuen Auszubildenden keinerlei praktisches Wissen aufweisen, von den Grundrechenarten mal ganz abgesehen.
Bayern und die Elitenbildung
Wer in Bayern seine Kinder durch höhere Schulen boxen will, muss sehr viel an Zeit, Nerven und Geld investieren, besonders in Bayern. Denn ohne Fahrdienste oder Nachhilfe oder gar Internate haben es auch intelligente und lernstarke Kinder schwer, dem oft unsinnig strukturierten Lehrplan zu folgen. Das fördert nicht nur die Elitenbildung, sondern auch das traditionelle Familienmodell und beides sieht man in Bayern natürlich immer wieder gerne.
Das zeigt auch den Umgang mit dem Thema Gesamtschule: Hier blickt der Bayer weiterhin angsterfüllt in den Herrgottswinkel.
Ich muss schon seid einger Zeit schlucken, wenn ich daran denke was meinen Töchtern (2 und 4) noch bevorsteht. Hoffe es ändert sich bis dahin etwas!
Ich lebe ja in Berlin, wo die Kinder erst nach der 6. Klasse auf die weiterführende Schule gehen. Gesamtschulen finde ich sehr gut, wenn man dort wirklich leistungsdifferenziert vorgeht. Dann wird man nämlich allen gerecht.
Bei uns verkommt das Gymnasium im Moment mehr und mehr, weil der Elternwille bei der Schulwahl heilig ist und doch jeder angeblich die gleichen Bildungschancen haben soll. Dieser Ansatz ist wirklich problematisch, denn das Niveau am Gymnasium befindet sich im stetigen Sinkflug, da ja definitive nicht jeder die gleichen Voraussetzungen hat. Das ist nun mal so und ich finde es mittlerweile sehr ungerecht, dass sich am Gymnasium die leistungsstarken Schüler an das Niveau der schwächeren in ihren Klassen anpassen müssen. Mir wäre da eine Differenzierung extrem lieb, allerdings ganz deutlich nach oben hin in Richtung Elite, bevor die Leistungsstarken Schüler vor lauter Langeweile wegbrechen und vergrotten. Ich finde zwar auch, dass schwächere Schüler gefördert werden sollen, das darf aber nicht durch Anpassen des Niveaus nach unten hin geschehen. Leistungsstarke Schüler haben genauso ein Recht auf Förderung.
LG Iris
@Bella: Ihr werdet alle in diese Aufgabe hineinwachsen. Und es ändert sich ja immer wieder was.
Also: Nur Mut!
LG
Sabienes
@Iris: Wenn die ersten schlechten Noten kommen, wünscht man sich gerne mal, ein hochbegabtes Kind zu haben. Aber oft haben die mehr Probleme in der Schule, als andere, normalbegabte. Mit unterschiedlichen Kursen, die sich an ein differenziertes Niveau richten, könnte man dem vielleicht beikommen. Aber wer will schon eine optimale Förderung?
LG
Sabienes
Nicht nur in Bayern gibt es immerfort Reformen, auch in den anderen Bundesländern meinen irgendwelche Leute immer wieder immer neue pädagogische Ideen an den Schülern ausprobieren zu müssen, oder man schielt ins Ausland, wo angeblich bessere Systeme zu besseren Ergebnissen führen. Ich kenne etliche Franzosen, die uns wegen unseres (alten) Schulsystem beneiden, das wir geade nach und nach abschaffen. Natürlich müssen auch alte Zöpfe abgeschnitten werden, aber doch nur mit ruhiger Hand. Der einfachste und schnellste Weg zu einer besseren Schule wäre ganz einfach: mehr Lehrer und kleinere Klassen und kein dauerndes Hin-und Her im Schulalltag.
Liebe Grüße
Felicitas
@Felicitas: Kleine Klassen, Fördergruppen und Aufhebung des Beamtenstatus für Lehrer – das wäre mein Rezept.
LG
Sabienes