Die Sprache der Tiere – und die der Menschen
Eine der schillernsten Gestalten meiner Kinderzeit war Doktor Dolittle.
Ein Mensch, der mit Tieren sprechen konnte!
Diese Geschichte hob die Tierkommunikation aus den Märchenbüchern, in denen ja immer wieder ein Wolf oder Fuchs dem jeweiligen Protagonisten ein Ohr abkaute, in die Welt der Akademiker. Denn schließlich hatte man es hier ja mit einem Arzt zu tun!
Inhalt:
Die Sprache der Tiere
Geschichten über sprechende Tiere gibt es zuhauf: in Märchen, Fabeln, Comics und in Filmen (man denke dabei nur mal an den genialen Mr. Ed – ein Pferd, das sprechen konnte!) Und meistens sind diese Geschichten für Kinder oder andere Junggebliebene gedacht.
Der Österreicher und Wahlbrite Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951) befasste sich zu seiner Zeit mehr oder weniger erfolgreich mit dem Wesen der Sprache. Nachdem er sich in seinem Erstlingswerk ein wenig in die Entwicklung einer ‘Präzisionssprache’ verlaufen hatte, entwickelte er dann doch noch den relativ gescheiten Konsens von Sprache und Wahrnehmung.
Das bedeutet in Kurz: Die Sprache, die ich spreche, hat immer auch etwas damit zu tun, wo und wie ich lebe und welche Erfahrungen ich mache. Meine Sprache richtet sich nach meiner sinnlichen Wahrnehmung.
Wir alle kennen die Geschichte von den Inuits, die mehrere Wörter für den Begriff ‘Schnee’ wissen.
Ich bezweifle, ob ein Massai viel mit Wörtern wie ‘Kariesprophylaxe’ oder ‘Gewinnwarnung’ anfangen kann.
Wir alle machen andere Erfahrungen, wenn wir unter unterschiedlichen Lebensbedingungen leben.
Die Sinne der Tiere
Bei Tieren ist es sogar noch extremer!
Die Sinne der Tiere sind anders ausgeprägt, als unsere. Manche Tiere können Frequenzen hören, von denen wir keine Ahnung haben. Schlangen nehmen Erschütterungen auf der Erdoberfläche wahr, manche können sehr gut riechen, andere gut hören.
Das bedeutet laut Wittgenstein, dass wenn beispielsweise ein Löwe sprechen könnte (die anatomischen Vorraussetzungen mal beiseite), wir ihn gar nicht verstehen könnten. Wir wüssten einfach nicht, was er meint!
Das könnte auf Parties schwierig werden…
Wenn ich nachhause komme, begrüßt mich unser Wellensittich mit einem freudigen “Tschilp”. Ich weiß genau, dass dies “Hallo, wie geht es dir” bedeutet. Er bittet mich höflich um frisches Futter oder Wasser und beschwert sich lautstark, wenn ihn die Sonne durch die Fensterscheiben blendet.
Wenn meine Kinder Zeit haben, setzen sie sich zu ihm und unterhalten sich mit ihm.
Er erzählt ihnen dann von der Katze, die am Vormittag durch den Garten streunte und das die Blätter der Büsche langsam wieder grün werden.
Das ist nicht besonders viel, aber er hat ja auch nur einen kleines Gehirn.
Vielleicht müssen wir ein Kind werden und nicht Wittgenstein, um mit Tieren zu reden.