Three Billboards Outside Ebbing, Missouri – Ein imposantes Sittengemälde
Auf einer Landstraße bei Ebbing stehen drei riesige Plakatwände. Auf jedem einzelnen steht in großen Lettern ein Satz: „Raped While Dying“, „Still No Arrests?“ und auf dem letzten ist „How come, Chief Willoughby?“ zu lesen. Mit dieser Aktion sorgt die wehrhafte Mildred Hayes (Frances McDormand), deren Tochter Opfer eines brutalen Mordes wurde, für mächtig Furore. Der angesprochene Chief Willoughby (Woody Harrelson) nimmt die Angelegenheit noch relativ gelassen. Nicht so seine sonst eher drögen Kollegen in der Polizeistation, allen voran Officer Jason Dixon (Sam Rockwell).
Es beginnt ein Kleinkrieg, der nach dem Freitod Willoghbys in lebensgefährliche Auseinandersetzungen steigert.
Angelas Mörder läuft aber weiterhin frei herum.
Inhalt:
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri – Meine Meinung
Dieser Film von dem Regisseur Martin McDonagh (“Brügge sehen und sterben”) hat mich wirklich fast hundertprozentig überzeugt. Deswegen möchte ich, bevor ich mich in Lobhudeleien hineinsteigere, mit den Passagen beginnen, die mir nicht gefallen haben.
Ein paar Kritikpunkte und sinnlose Szenen
Woody Harrelson (der nette Ehemann aus “Ein unmoralisches Angebot”) kann mich nur selten überzeugen und in seiner Rolle als krebskranker Sheriff sowieso nicht. Sinnlos fand ich die Szene, in der er sich mit seiner Frau zu einem letzten Schäferstündchen in den Wald zurückzieht, während seine kleinen Töchter auf der Picknickdecke warten müssen. Vor seinem Selbstmord schreibt er drei Briefe: an seine Frau, an Mildred und an seinen Kollegen Jason. Diese triefen geradezu von Schmalz und Rührung. Auch diese Episode fand ich relativ sinnlos.
Mildred stellt unter die Plakatwände Blumenkübel auf und wird dabei von einem Reh beobachtet. Dieses Tier scheint geradezu aus dem Animationsstudio des Films Life of Pi zu stammen, die Szene wirkt mehr wie ein Übungsstück des Praktikanten. Außerdem wird man an seinen Blumen nicht viel Freude haben, wenn es in der Nähe Rehe gibt,. Das weiß doch eigentlich jeder, der auf dem Land wohnt.
Für die Rolle von Mildreds Exmann Charly hätte man sich wohl gerne Sean Penn geholt. Stattdessen nahm man mit John Hawkes vorlieb, der in die Rolle genauso schlecht passt, wie es Sean getan hätte.
Dafür ist aber Samara Weaving als dessen dumm-doofe-sexy Freundin Penelope ganz hervorragend besetzt.
Warum mir dieser Film so gut gefallen hat
Der Film lebt von den Landschaftsaufnahmen und von den Schauspielern Frances McDormand und Sam Rockwell. Beide können wirklich alle Facetten ihrer jeweiligen Rollen aus dem Hut zaubern.
Manchmal werden wehrhafte Frauen mit dem Attribut “spröder Charme” belegt. Aber McDormand schafft es, sich zwischen zwei Flüchen und einem Tritt in den Schritt selbst aus dieser Schublade zu befreien. Und wenn sie mit einem grimmigen Gesicht und Arbeitsoverall durch Ebbing fegt, sollten Mütter ihre Kinder ins Haus rufen.
Rockwell, das verletztliche Muttersöhnchen, der anfängt zu stottern, wenn man ihn auf seine Mama anspricht, entwickelt sich vom Nichtsnutz in jemanden, der eine erstaunliche Charakterstärke aufweist.
Das wird einem erst so richtig während des großartigen Endes bewusst, das ich hier aber nicht verraten werde.
Nur eines: Es ist die einzige Szene, in der McDormand lacht.
Übrigens ist auch der Soundtrack hörenswert und sehr gut ausgewählt.
Noch nicht überzeugt? Dann schaut euch doch mal den Trailer an:
Oder ihr besucht die offizielle Filmseite, die aber leider nicht besonders informativ ist.
Fazit:
Der Film ist für mich eine Mischung aus Mutter Courage, Quentin Tarantino und Dokumenationen, wie man sie im Bayerischen Fernsehen über den Bayerischen Wald zu sehen bekommt. (“Unter Unserem Himmel”).
Ich wusste gar nicht, dass es in Missouri so schön ist. Wir sehen eine landwirtschaftliche Kulturlandschaft mit bewaldeten, sanften Hügeln und idyllischen Flüsschen. Und im Grunde weiß ich immer noch nicht, wie es dort aussieht. Denn im Abspann stand zu lesen, dass in North Carolina gedreht worden ist.
Der Film wird als schwarze Komödie gehandelt, für mich ist hier aber auch ganz viel Drama und Sittengemälde mit dabei.
Der Film ist mit 116 Minuten ein wenig lang, es bestand aber keine Einschlafquote bei mir.
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri ist bereits für allerhand Awards nominiert und hat bereits die ersten erhalten (Zum Beispiel die AACTA International Awards 2018). Frances McDormand und Sam Rockwell wurden für ihre schauspielerische Leistung für den Oscar nominiert und ich drücke ihnen für den 4. März ganz fest die Daumen.
Filmografisches:
- Titel: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
- Originaltitel: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
- Produktionsland: Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich
- Originalsprache: Englisch
- Erscheinungsjahr: 2017
- Länge: 116 Minuten
- Altersfreigabe: FSK 12
- Regie: Martin McDonagh
- Drehbuch: Martin McDonagh
- Besetzung:
- Frances McDormand: Mildred Hayes
- Woody Harrelson: Sheriff Bill Willoughby
- Sam Rockwell: Officer Jason Dixon
- Kathryn Newton: Angela
- Nick Searcy: Father Montgomery
- Lucas Hedges: Robbie
- John Hawkes: Charlie
- Abbie Cornish: Anne Willoughby
- Caleb Landry Jones: Red
- Clarke Peters: Abercrombie
- Peter Dinklage: James
- Samara Weaving: Penelope
- Sandy Martin: Mama Dixon
- Amanda Warren: Denise Watson
- Darrell Britt-Gibson: Jerome
- Malaya Rivera Drew: Gabriella Forrester
- und andere
Inzwischen gibt es diesen Film auch zu kaufen:
- Preis (Stand November 2018): 1,99 € – 11,99 € (Prime Video), 12,99 € (Blu-ray), 9,99 € (DVD), 26,99 € (4K)
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Viel Spaß beim Anschauen!
Alle Fotos: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri – Ein imposantes Sittengemälde ©sabienes.de
Text: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri – Ein imposantes Sittengemälde ©sabienes.de
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Hallo Sabiene,
interessant ist Deine Filmkritik schon, denn nach dem Trailer und der Inhaltsangabe hätte ich eher auf einen recht brutalen und mit Tiriaden von Schimpfwörtern gespickten Film getippt. Dass Du gerade die wunderbaren Landschaftsaufnahmen so lobst, hat mich doch überrascht.
Gerade der Trailer wirkt doch ziemlich dialoglastig. ;-) Aber diese Zusammenschnitte sind ja oft so willkürlich und absichtlich drastisch aneinandergereiht, dass man den Film mitunter gar nicht wieder erkennt.
Ich werde geduldig sein, denn wenn der Film dann “frei” zu sehen ist, werde ich ihn mir bestimmt ansehen. Darauf hast Du auf jeden Fall Lust gemacht.
Angenehmen Wochenstart und lieben Gruß
moni
Ich glaub ich habe eine dicke Empfehlung im “Heute Journal” gesehen. Danke für die ausführliche Beschreibung. Der Film ist vorgemerkt. Woody Harrelson ist ja längst einer der ganz Großen in Hollywood geworden.
Der Film “Natural Born Killers” hat mich damals schwer geschockt. Ich bin gegen diese Demonstrationen purer Gewalt. Deshalb tue ich mich schwer damit, diesen tollen Schauspieler die verdiente Anerkennung zu zollen. Ich weiß, dass Harrelson immerhin noch nicht mit Quentin Tarantino gedreht hat. Oder irre ich mich? Das finde ich fast etwas seltsam. Denn immerhin stammt das Drehbuch oder die Vorlage von “Natural Born Killers” von Tarantino.
@Moni:In dem Film wird nicht nur geflucht, aber wenn, dann ordentlich. Ich kenne niemanden im normalen Leben, der solche Schimpfkanonen von sich gibt. Es wird aber auch viel geschaut. Und wenn Mildred schaut, dann wäre ein Fluch vielleicht noch das kleinere Übel gewesen.
Warte, bis der Film auf DVD kommt oder im Fernsehen gesendet wird und bilde dir selbst eine Meinung.
LG
Sabienes
@Horst: Genau. Ich bin auch der Empfehlung vom Heute-Journal gefolgt und oft haben die wirklich recht.
Natural Born Killers habe ich irgendwann mal gesehen und der Film hat mir nicht gefallen. Mit Tarantino habe ich so meine Probleme. Ich finde, wie er seine Filme inszeniert, schon sehr spannend und besonders. Seine Gewaltorgien kann ich aber gar nicht leiden. Ich habe mir früher mit meinen Jungs alle Kill-Bill-Folgen angesehen. Und ich habe sie alle fast schon verachtet.
LG
Sabienes
@Horst: Was ist denn mit deiner Internetseite passiert? Ich kann sie nicht öffnen.
LG