Traumjob Fotograf und die schwierigen Arbeitsbedingungen
Der große französische Meisterfotograf Henri Cartier-Bresson sagte einmal:
Fotografieren ist eine Art zu leben
Nur leider leben die meisten Fotografen nicht besonders gut von ihrem Beruf, wenn man mal von ein paar wenigen, die extrovertiert genug sind, um sich an die Spitze des Geschäfts zu katapulieren, absieht.
So ermittelte im Jahr 2012 das US-amerikanische Stellenportal Careercast in einer Erhebung von diesem Jahr die 200 best-, bzw. schlecht bezahltesten Berufe in den USA.
Inhalt:
Schlechte Bedingungen für Fotografen
Dabei wurden die unterschiedlichsten Berufe in Bezug auf körperliche Anforderungen, Arbeitsumfeld, Verdienstmöglichkeit, Stress und freie Stellen durchleuchtet.
Demzufolge steht der Beruf des Fotografen auf Platz 147 (Fotojournalist sogar 166).
Das ist zwar noch knapp über dem Hausmeister (Platz 151), aber immerhin noch unter dem Gabelstaplerfahrer (Platz 118), Anthropologen (Platz 53) oder gar Dentalhygieniker (Platz 4).
Diese Zahlen gelten für die USA, aber ich denke, in Deutschland wird es sich ganz ähnlich verhalten.
Die Zeiten, in denen es an jeder besseren Ecke einen Fotografen mit Studio und Labor gab, sind längst vorbei. Die meisten Fotografen arbeiten heutzutage als Freiberufler, mit allen Vor- und Nachteilen eines Freelancers.
Auftragsvermittlung durch Agenturen
Um an Aufträge zu gelangen, schreibt sich der freiberufliche Fotograf von heute meistens in Vermittlungsagenturen ein, wo er mit einer Kurzpräsentation, Portfolio und Vita seine Dienste vorstellen kann.
Die Kosten für einen solchen Eintrag sind ganz unterschiedlich. Standardeinträge können sogar kostenlos sein, will man aber groß einsteigen, wird man schon ein bisschen mehr investieren müssen.
Und auch wenn der Beruf des Fotografen immer noch als Ausbildungsberuf gilt, bzw. mittlerweile in die Ausbildung zum Mediengestalter mit integriert worden ist, können über solche Agenturen auch ambitionierte Amateurfotografen an Aufträge gelangen.
Traumjob Fotograf?
Der ehemalige Traumberuf Fotograf hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt und ist viel härter geworden. Für mich war dies während eines zweistündigen Bewerbungsgesprächs für eine Lehrstelle tatsächlich mal für über die Hälfte der Zeit der Traumberuf. Danach war ich von meinem potentiellen Chef nur noch genervt.
Laut Careercast sind sogar noch die freischaffenden Künstler ein bisschen besser dran (Platz 101). Und laut einer Erhebung von 2010 sogar mit Platz 11 die Philosophen.
Diese treten aber mittlerweile in der Statistik nicht mehr auf.
Vielleicht haben sich in den letzten Jahren zu viele Fotografen umschulen lassen.
Im künsterisch – kreativen Bereich ist schon längst eine schlechte Entwicklung zu beobachten: Wurden früher noch solche Berufe im festen Angestelltenverhältnis ausgeübt, so haben wir heute den fatalen Trend zu Freiberuflern. Besonders sehe ich das auf dem Gebiet der Lektorate. Ich war mal zu den Fachbesuchertagen auf die Frankfurter Buchmesse eingeladen, da sah ich die viele freiberuflichen Lektoren, verzweifelt auf der Suche nach einem Auftrag. Hier zeigt sich der neoliberale Raubtierkapitalismus in seiner schlimmsten Form. Kunst ist nur dann erlaubt, wenn sie viel Gewinn bringt. Solche Gesellschaften, die keine freie Entfaltung der Künste mehr unterstützen, eine solche Gesellschaft ist zum Untergang erlaubt.
So regte sich einmal der Milliardär und Drogeriekette.Besitzer Dirk Rossmann darüber auf, dass in Dresden Millionen für Theatergebäude zum Fenster rausgeschmissen würden.
Da beschloss ich, nie mehr eine Rossmann-Filiale zu betreten …
@Kiat: Das wird den Rossmann wahrscheinlich wenig beindrucken! ;-)
Kunst muss leiden, dass ist irgendwie wohl so …
LG
Sabienes
Ich glaube, als Fotograf, kann man mit etwas Glück auch gut Leben. Nur muss man sich heutzutage mehr auf das Internet einlassen, man muss eine gute Website haben und sein Portfolio immer aktuell halten. Dann würde ich mich spezialisieren z. B. als Hochzeitsfotograf oder Baby- Kinderfotograf. Da die Spiegelreflexkameras immer günstiger werden (2000€ für eine Vollformat Kamera) kann fast jeder halbwegs gute Bilder machen (Einstiegs DSLR <1000). Als Fotograf, muss man dann mit Fachwissen und Können überzeugen.
Vor allem der Bereich Social Media sollte beachtet werden.
Marktlücken in Deutschland sind meiner Meinung nach im Bereich Food-Fotografie und Tutorial Videos auf Youtube und Co. und ich glaube, wenn man sich erstmal einen Namen gemacht hat, kommen die Aufträge von ganz allein.
Schade, das Fotografie nicht mehr so ist wie früher, wo es mehr auf das original Bild ankam, heute, kann man dank Photoshop und Co. ja alles ändern wie man will und am Ende sieht alles Perfekt aus.
@lomomo: Vielleicht ist gerade das das Problem: Die Technik ist so bedienungsfreundlich, die Ausrüstung so billig geworden, dass wirklich jeder ambitionierte Laie sein Glück versuchen kann.
Sabienes