Wir sind bunt! Warum man sich gegen AfD und Konsorten wehren muss
Der Markt Elsenfeld liegt am Bayerischen Untermain.
Er hat knapp 9.000 Einwohner, etliche Verbrauchermärkte und Dönerbuden, einen relativ hohen Anteil an Ausländern und ein Bürgerzentrum.
Und außgerechnet dorthin wurde AfD-Kotzbrocken Björn Höcke von der Aschaffenburger AfD-Gemeinde zu einer Wahlkampfveranstaltung eingeladen. (Bei uns in Bayern tobt ja gerade der Wahlkampf zur Landtagswahl)
Dass so ein Politiker in meiner Nachbargemeinde auftritt, hat mich sehr empört.
Inhalt:
Wir sind bunt!
Unter dem Namen Wir sind bunt hatte sich daraufhin im Raum Miltenberg-Aschaffenburg ein überparteiliches Aktionsbündnis zusammengefunden. Diese haben unter dem Credo: Für Demokratie und Menschlichkeit eine Kundgebung in Elsenfeld organisiert, um gegen Hass und Rechtspopulisten Stellung zu beziehen.
Überparteilich bedeutet, dass sich hier mehrere Gruppierungen eingefunden haben: Die Grünen, Linke, SPDler, Gewerkschaften, Anhänger von Pulse of Europe, sogar die CSU, bzw. die Junge Union und mehr.
Und da ich mich nicht gerne vor irgendeinen Karren spannen lasse, kam mir das ganz Recht.
Die Kundgebung gegen Björn Höcke, AfD und andere Rechtspopulisten
So fanden sich also am Freitag, den 14. September 2018 über 3.000 Menschen in Elsenfeld am Main ein, um an einer Kundgebung unter dem Motto: Wir sind bunt! teilzunehmen.
Mit dabei waren nicht nur politische Gruppierungen, sondern auch Interessensverbände von Homosexuellen, ein Faschingsverein, das Kolpingwerk, Vertreter der Kirchen, Türken, Syrer, Afghanen, Kenianer und mehr. Ich habe dort Leute gesehen, von denen ich niemals vermutet hätte, dass die auf eine solche Kundgebung gehen würden.
Die Veranstaltung trug nicht nur das bunt im Namen, sie war es auch.
Und während Höcke im Bürgerzentrum vor 5oo Hanseln seine Hasstiraden loswurde, gegen den Euro, die Rechtschreibreform und die GEZ wetterte, erlebten wir vor dem Rathaus Spaß, Musik und sehr viel Verbundenheit.
Mit dabei waren einige örtliche Musikbands, der bereits erwähnte Faschingsverein und die Kabarettisten Urban Priol samt Kollegen Georg Schramm.
Und ganz wichtig: Alles war friedlich, es gab keine Provokationen oder sonstige Ausfälle – weder von links, noch von rechts.
Somit hat es der Bayerische Untermain den Pegida-Metropolen ganz schön gezeigt!
Warum sollte man sich gegen AfD und andere Rechtspopulisten wehren?
Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!”
Dieses Zitat wird wahlweise Goethe, Nitzsche oder Udo Lindenberg zugesprochen, was aber in keinem der Fälle stimmt. Aber es bringt die Antwort auf die Frage nach dem Warum ganz gut auf den Punkt.
Demokratie ist eine umständliche Regierungsform, die einem nicht in den Schoß fällt. Man muss sie sich erarbeiten und damit meine ich: wir alle müssen immer wieder daran arbeiten!
Es gibt in jeder Situation und in jedem Land Kritikpunkte oder Verbesserungsbedarf an den Umständen und an der Regierung. Aber was glaubt ihr, was passiert, wenn in einer Diktatur Weidel, Gauland, Höcke und wie sie alle heißen, über die Regierung und die Kanzlerin herfallen, wie sie es heute tun?
Mit welchen Konsequenzen müsstet ihr rechnen, wenn ihr Kritik üben würdet?
Schaut mal, was in der Türkei oder in Russland gerade los ist oder fragt eure Eltern oder Großeltern, wie man sich in einer Diktatur benimmt.
Gerade habe ich auf Twitter eine Nachricht gelesen, in der eine junge Frau meinte, dass sie sich mit ihren politischen Ansichten besser mal zurück hält, weil man ja nicht weiß, wer demnächst an die Macht kommt. Wenn ich sowas lese, fürchte ich, dass wir es demokratietechnisch schon fünf vor zwölf haben.
Es steht gerade sehr viel auf dem Spiel. Bei einem Verzicht auf demokratische Freiheiten verlieren wir auch unsere persönliche Freiheit, unsere sonst so hochgehaltene Individualität. Wir verlieren Menschlichkeit und freies Denken und die Möglichkeit, einmal deutlich auf den Tisch zu hauen.
Deswegen sollte man gegen alle Rechtspopulisten, sei es AfD, Pegida, Identitäre Bewegung den Mund aufmachen, auf die Straße gehen. Und ein bisschen darf man gerade im Moment der CSU auf die Finger klopfen. Aber vor allen Dingen: Ihr müsst zum Wählen gehen! Egal, ob gerade mal der Bundestag oder der Betriebsrat gewählt wird oder wie jetzt in Bayern der Landtag: geht wählen und gebt einen gültigen Wahlschein ab.
Ihr sagt, ihr versteht nichts von Politik? Ich auch nicht.
Doch jeder von uns hat irgendeine Meinung zu irgendeinem Thema.
Und noch mal: Es steht viel auf dem Spiel!
Die Mutter aller Probleme
Die von Horst Seehofer viel zitierte “Mutter aller Probleme” sind nicht die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Es ist der Umstand an sich, dass sich so viele Menschen auf die Flucht begeben müssen.
Die Nanny aller Probleme war aber die Unfähigkeit der Regierung, diese anstehende Flüchtlingsproblematik vorauszusehen. Denn die Flüchtlinge haben sich schon lange vor 2015 auf den Weg gemacht. Dazu kommt die schlechte Vorbereitung der zuständigen Behörden, wie BAMF, Polizei und auch Verfassungsschutz.
Bin ich eigentlich ein Gutmensch?
Lieber bin ich ein Gutmensch, als ein Arschloch. Aber das so viele fremde Menschen auch viele Probleme im Gepäck haben, ist doch logisch. Und da braucht es klare Ansagen über das, was in Deutschland alles geht und was nicht.
Ich bin nicht der größte Fan von Angela Merkel, aber ihr Satz “Wir schaffen das!” war damals fast schon ein bisschen vorbildlich.
Ein buntes Fazit:
Die Kundgebung des Aktionsbündnis Wir sind bunt war in jeder Hinsicht gelungen. Der ernste Anlass wurde spielerisch in eine wunderbare Veranstaltung verwandelt, die einem mit einem Gefühl der Verbundenheit mit allen Teilnehmern wieder entließ.
Bei mir hat diese Aktion das Gefühl hinterlassen, dass es gerade nach den Vorfällen in Chemnitz in Deutschland nicht den Bach runtergeht. Und das wir gegen den Rechtsruck von Seiten der AfD viel unternehmen können – wenn wir das wollen.
Wann seid ihr das letzte Mal auf die Straße gegangen? Und gegen was?
Würdet ihr auf eine solche Kundgebung gehen, wenn sie bei euch in der Nähe stattfindet?
Bisher gibt es keinen Beweis, dass eine andere Form besser als Demokratie funktioniert. So lange hänge ich an unserer Demokratie, auch wenn ich mich auch öfter über Politik ärgere, die die Demokratie meiner Ansicht nach gefährdet. Aber niemals kann es eine Alternative sein, die AfD zu wählen.
Ich war vor kurzem hier in Hamburg auf der Seebrücken-Demo und wahrscheinlich werde ich Ende September auch hier in Hamburg zu einer Anti-Rassismus-Kundgebung gehen. Wir müssen zeigen, dass wir mehr sind, damit nicht noch mehr Parteien auf die Idee kommen, Punkte der AfD zu kopieren …
Liebe Grüße von Gutmenschin zu Gutmenschin ;-)
@Fellmonsterchen: Hallo Gutmenschin! Urban Priol meinte auf der Kundgebung: “Ihr sagt ‘Wir sind das Volk’, aber wir sind nicht eurer Meinung und wir sind mehr!” Das fand ich wirklich gut. Denn manchmal habe ich schon das Gefühl, dass wir von Rechts überrollt werden.
In den Städten ist protesttechnisch mehr geboten, bei uns in der bayerischen Provinz hält man sich ja gerne mal bedeckt. Und gerade deswegen fand ich es so toll, dass so viele Menschen gekommen sind und ihren Unmut gegen die AfD und Co kundgetan haben.
Geh für mich mit auf alle Kundgebungen!
LG
Sabienes
Ist schon erschreckend, was man so in den Medien sieht, das wieder Demos statt finden. Ich drücke euch die Daumen, dass die richtige Partei die Wahl gewinnt. LG Romy
@Romy: Gegen Demos an sich ist ja gar nichts zu sagen. Aber wenn die Situation so eskaliert, wie in Chemnitz oder im letzten Jahr in Hamburg, dann ist das ein ganz schlechtes Zeichen! Wohnt ihr nicht auch in Bayern und habt demnächst Wahl?
LG
Sabienes
nein, wir wohnen in Sachsen-Anhalt und in der Nähe von Köthen, wo seit ca. 2 Wochen Demos laufen, nach dem Tod eines jungen Mannes.
@Romy: Ach so. Da bekommt ihr wahrscheinlich viel mit, oder?
LG Sabienes