Zehn Tipps das Morden zu beenden … von Hallgrímur Helgason
Toxic, ein kroatischer Auftragskiller mit Wohnsitz in New York ist im Stress.
Denn bei seinem 67. Auftragsmord ging etwas schief und nun muss er fluchtartig die USA verlassen.
Auf dem Flughafen bringt er noch schnell einen Mann um die Ecke. Nun sitzt er mit dessen Papieren gemütlich im Flugzeug und befindet sich als Father Friendly auf dem Weg nach Island.
Dort wird er schon von der kleinen Gemeinde der Episkopalkirche begeistert empfangen. Die Gemeindemitglieder freuen sich auf seine donnernden Fernsehpredigten in ihrem kleinen Bibelsender in Reykjavik.
Als es im kalten Island für Toxic gerade gemütlich wird, wird er von seiner Vergangenheit eingeholt.
Inhalt:
Hallgrímur Helgason
Den isländischen Autor Hallgrímur Helgason habe ich euch bereits in dieser Rezension: Eine Frau bei 1000 Grad. Auch mit diesem Roman hat Helgason einmal wieder bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, über den Tellerrand seines Eilandes am Nordpolarkreis hinweg auf die europäische Geschichte zu blicken.
Zehn Tipps das Morden zu beenden … – Meine Meinung
Wer getäuscht durch die flotte Schreibe des Autors glaubt (oder hofft), hier eine Gangsterklamotte in den Händen zu halten, wird sich im Laufe der Erzählung umstellen müssen. Denn dieses Buch verfolgt ein durchaus ernstes Thema.
Es behandelt das Thema Mord und Totschlag im Allgemeinen und im Besonderen, im Krieg und auf der Straße. Denn Toxic hat seine Lehrjahre im Jugoslawienkrieg als kroatischer Soldat in Kämpfen gegen die Serben begonnen. Diese Zeit und diese Schuld konnte er samt seiner traumatischen Erlebnisse nie wirklich abschließen. Dieser Krieg auf dem Balkan ist aber auch ein ganz besonders unrühmliches Kapitel in der Geschichte Europas.
Was machen da noch ein paar ‘Sixpacks’ auf dem amerikanischen Kontinent aus?
Auch ist dieses Buch kein Thriller oder gar ein Krimi.
Es ist die Erzählung eines kaputten, kaputt gemachten Lebens, ohne Jammern oder Selbstmitleid.
Toxic erhält die Chance eines Neuanfangs. Aber auch ein scheinbar friedliches, liebes, nettes Land wie Island hat seine Tücken. Und das trotz lauter scheinbar friedliebender, butterblonden und stupsnasigen Menschen.
Es kommt einem als Leser schon sehr bitter an, dass Toxic letztendlich einsehen, dass man von seiner eigenen Geschichte immer wieder eingeholt werden kann.
Und muss.
Fazit:
Dieses Buch hat mich trotz ein paar Längen sehr gefesselt und zum Denken angeregt, ohne unangenehm plakativ mit dem Hauptthema konfrontiert worden zu sein. Denn dazu ist die Geschichte dann doch wieder zu lustig und zu skuril erzählt.
Im Wettbewerb um den längsten Buchtitel aller Zeiten dürfte Zehn Tipps das Morden zu beenden und mit dem Abwasch anzufangen unter den ersten Plätzen stehen.
Wem könnte dieses Buch gefallen:
- Freunde von nordischer und hier gerade isländischer Literatur
- Leser, die gut aufbereitete, aber dennoch ernste Themen bevorzugen
Für wen wäre dieses Buch weniger geeignet:
- Alle Leser, die sich bei dem Titel einen Island-Krimi vorstellen
Bibliografisches:
- Titel: Zehn Tipps das Morden zu beenden und mit dem Abwasch anzufangen
- Autor: Hallgrímur Helgason, Kristof Magnusson (Übersetzung)
- Originaltitel: 10 ráð til að hætta að drepa fólk og byrja að vaska upp
- Taschenbuch: 272 Seiten
- Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (1. September 2011)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3423213183
- Preis Stand September 2017: 10,95 € (Taschenbuch), 6,99 € (Kindle), 20,00 € (Gebundene Ausgabe)
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