Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte von Rachel Joyce [Rezension]
England, 1972. Die zehnjährigen Schüler Byron und James sind beste Freunde. Als der wissensdurstige James erzählt, das in diesem Jahr die Zeit um 2 Sekunden zurückgestellt werden soll, um die Diskrepanz zwischen Zeitmessung und Erdrotation auszugleichen, ist Byron entsetzt über die Willkür, mit der hier auf die Zeit Einfluss genommen wird.
Und das daraus folgende Unglück lässt nicht lange auf sich warten: Seine Mutter fährt mit ihrem teuren Jaguar ein kleines Mädchen auf einem roten Fahrrad an. Eigentlich sollte sie, als Mitglied der gehobenen Mittelschicht sich gar nicht in dieser heruntergekommenen Sozialsiedlung aufhalten, aber sie nimmt trotzdem hinter dem Rücken des gestrengen Ehemanns Kontakt zu der Mutter des Kindes auf. Und wird natürlich von dieser nach Strich und Faden ausgenommen.
Byron und James entwickeln den Plan “Perfekt”, um das drohende Unheil abzuwenden.
Etwa 40 Jahre später versucht der Jim, ein vom Schicksal schwer gebeutelter Mann, seine Psychosen in den Griff zu kriegen. Und findet plötzlich neue und alte Freunde.
Inhalt:
Rachel Joyce
Die Britin Rachel Joyce, Jahrgang 1962, schrieb mit ihrem Roman Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry einen Welterfolg, der in über 30 Sprachen übersetzt worden ist. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren 4 Kindern in Gloucestershire und wird hoffentlich noch viele, viele Bücher schreiben.
Denn zusammen mit Joanne K. Rowling und Sarah Butler gehört sie für mich in die Riege der begabtesten, britischen Erzählerinnen.
Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte – Meine Meinung
Wer sich als Erwachsener so in einen sensiblen, kleinen Jungen hineinversetzen kann, ist entweder ein bisschen Kind geblieben oder/und hat viel mit Kindern zu tun. Dabei fühlt sich die Autorin nicht nur in die innere Welt des viel zu ernsten Byron ein. Dank ihrer Empathie gelingt es ihr, auch aus einer gewissen Kinder-Erwachsenendistanz die Gefühlslage der Mutter zu skizzieren. Sie ist eine Person, von der man eigentlich gerne ein bisschen mehr erfahren möchte.
Was mir natürlich gut gefällt, ist ihr kritischer Umgang mit dem elitären Gehabe der Besserverdienenden in Großbritannien. Sie zeigt auf, wie armseelig und hilflos sich die kleinen und großen Menschen in dieser lieblosen Umgebung zwangsläufig entwickeln.
Dieses Missverhältnis zwischen Haben und Sein findet sich aber nicht nur bei den Briten.
Das Buch liest sich sehr angenehm. Aber manchmal wirkte es sehr verstörend und tragisch auf mich.
Übrigens wird immer wieder mal sogenannte Schaltsekunden eingeführt, wie 1972 oder demnächst am 30. Juni 2015.
Wem könnte dieses Buch gefallen:
- Alle Leser, die sich an schönen, gut geschriebenen Romanen erfreuen können
- Leser, die gerne Romane von den Britischen Inseln lesen
Für wen wäre dieses Buch weniger geeignet:
- Leser, die actionreiche Literatur bevorzugen
- Leser, die ein bisschen heile Welt beim Lesen erleben wollen.
Bibliografisches:
- Titel: Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte
- Autor: Rachel Joyce, Maria Andreas (Übersetzung)
- Originaltitel: Perfect
- Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
- Verlag: FISCHER Krüger; Auflage: 1 (21. November 2013)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3810510815
- Preis Stand September 2017: 12,00 € (Gebundene Ausgabe), 9,99 € (Taschenbuch), 9,99 € (Kindle), 6,99 € (Audio-CD, gelesen von Wanja Mues )
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(Alle Angaben ohne Gewähr)
Alle Fotos: Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte von Rachel Joyce [Rezension] ©sabienes.de
Text: Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte von Rachel Joyce [Rezension] ©sabienes.de





Oh ich wusste gar nicht das du auch dabei bist ;-) Ich muss noch 3 Wochen nachholen *gg* und morgen kommt schon wieder ein neues Thema. Ich finde es immer toll was wer liest.
Liebe Grüße Tanja
“Vorsicht! Lügenpresse!” :-D
Ähm, ja, nun zum Thema. Das Buch ist gleich mal auf meine Wuli gewandert. Bin gespannt, einigen Kritikern ist es ja offensichtlich zu handlungsarm…
Liebe Grüße von der Projektmuddi